Der Dritte Orden - Katholische Laien und der Geist der Priesterbruderschaft

Quelle: Distrikt Deutschland

Ein Gespräch mit einem Ehepaar, das gemeinsam im Dritten Orden ist

 

Ein „Dritter Orden“ ist im kirchlichen Sprachgebrauch eine Vereinigung von Laien, die den Geist einer Ordensgemeinschaft in der Welt leben, d.h. ohne in ein Kloster einzutreten. Gemeinsam mit den Ordensmännern („erster Orden“) und den Ordensfrauen („zweiter Orden“) bilden sie eine Art „Ordensfamilie“ mit gemeinsamer Spiritualität.

Der Begriff der „Terziaren“ bzw. „Drittordensmitglieder“ ist historisch vor allem mit den Bettelorden verbunden. Der Begriff des „Ordo“ meint aber zuerst einmal eine „Lebensregel“, der man folgen möchte, um sich zu heiligen.

So ist der Begriff des „Dritten Ordens“ der Priesterbruderschaft zu verstehen, denn die Bruderschaft ist ja kein „Kloster-Orden“, sondern eine Weltpriestergemeinschaft ohne Gelübde.

Erzbischof Marcel Lefebvre hat die Terziaren der Bruderschaft ins Leben gerufen, um die Laien beiderlei Geschlechts, die sich mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. besonders verbunden fühlen, in ihrem Streben nach Heiligkeit zu unterstützen.

Das Mitteilungsblatt sprach mit einem Ehepaar, das gemeinsam um Aufnahme in den Dritten Orden ersucht hat.

Sehr geehrtes Ehepaar Müller, Sie sind seit dem 19.03.2024 Mitglieder des Dritten Ordens der Priesterbruderschaft St. Pius X. Aus welchen Gründen haben Sie sich dafür entschieden? 

Elisabeth Müller: Zunächst einmal haben mir viele christliche und heilige Eheleute imponiert, die alle einem Dritten Orden angehörten. Die Eltern der heiligen Theresia von Lisieux zum Beispiel, aber auch die Eltern von Erzbischof Marcel Lefebvre. Das christliche und heiligmäßige Ehe- und Familienleben stellt eine große Herausforderung dar. Solche Lebensgeschichten und die daraus hervorgegangenen Früchte für die gesamte katholische Kirche haben mich immer schon tief bewegt.

Auch wissen wir, dass das Vorbild in der Erziehung am meisten wiegt. Ich kann meinen Kindern dann ein gutes Vorbild sein, wenn ich mich selbst um Heiligkeit bemühe. 

Der Dritte Orden hilft mir dabei – er ist mir eine Anleitung und ein Ansporn.

Mathias Müller: Mir ist bewusst geworden, dass der Dritte Orden für Erwachsene eine geistige Heimat bietet, gerade so wie der Eucharistische Kreuzzug den Kindern in ihrer religiösen Entwicklung hilft oder die KJB den Jugendlichen ein christliches Umfeld bereitet.

Die Bruderschaft deckt in ihrem Angebot ganz offensichtlich jede Lebensphase ab. 

Wenn wir die Kinder dazu anhalten, die Verpflichtungen als Page, Kreuzfahrer oder Ritter tagtäglich zu erfüllen oder sich in der KJB zu engagieren, so dachte ich mir, dass ich umso mehr als Familienvater dazu bereit sein sollte, die passenden Mittel zu ergreifen, um letztlich auch den Segen auf die eigene Familie herabzurufen. Ich habe mir die Frage gestellt: Kann ich von meinen Kindern später erhoffen, dass sie auf irdische Bequemlichkeiten verzichten, sich eifrig dem Gebet widmen und Eifer für die Seelen entwickeln, wenn ich es nicht selber vorgelebt habe?

Gab es in Ihrem Leben einen auslösenden Moment, den Schritt zum Mitglied des Dritten Ordens zu machen?

EM: Wir haben hier in Memmingen einen engagierten Seelsorger, der über den Dritten Orden mit Eifer predigt. In Predigten, Vorträgen und im persönlichen Gespräch hat er uns schließlich überzeugt, dass eine Mitgliedschaft einen bedeutenden Wert für unsere persönliche Heiligung, aber auch für unser Leben als Familie hat. Auch meine Großmutter ist Mitglied des Dritten Ordens. 

Dieser Gemeinschaft anzugehören und dem Versprechen treu zu sein, ist für mich ein klares Bekenntnis für das Christkönigtum unseres Herrn Jesus Christus in unserer Gesellschaft und in meiner eigenen kleinen Familie.

Was bringt es Ihnen konkret, dem Dritten Orden anzugehören?

MM: Nach den Priestern, Seminaristen, Ordensbrüdern und Schwestern gehören auch die Drittordensmitglieder zur Familie der Priesterbruderschaft St. Pius X. Die Mitglieder des Dritten Ordens – die Terziaren – haben aufgrund ihrer Verbundenheit in dieser geistigen Familie Teil an all den Gnaden der Priesterbruderschaft, die durch die Gebete und Verdienste ihrer Mitglieder erworben werden. 

Ist das nicht gewaltig, wenn man bedenkt, dass man in dieser unvergleichlichen Zeit der Kirchenkrise dieser Gemeinschaft angehören darf, die das Erbe von Erzbischof Lefebvre, und damit das Erbe der Kirche den kommenden Generationen weitergibt?

EM: Der Dritte Orden bietet mir einen Rahmen und einen Antrieb bei der Heiligung im Alltag und leitet mich in meinem Gebetsleben an. So tauche ich zum Beispiel durch die Betrachtung immer tiefer in die Liebe zu unserem Herrn und Gott ein. Mit der Mitgliedschaft im Dritten Orden bin ich als Laie ein Teil der Priesterbruderschaft und damit Träger ihrer schönen Aufgabe, den überlieferten Messritus treu zu bewahren, das Priestertum heilig zu halten, den kirchlichen Geist zu verinnerlichen und weiterzugeben. 

Für wen ist eine Mitgliedschaft besonders empfohlen?

MM: Die Mitgliedschaft ist vor allem Erwachsenen empfohlen, die sich in besonderer Weise der Priesterbruderschaft anschließen wollen. 

Ich bin überzeugt davon, dass gerade Ehepaaren der gemeinsame Eintritt in den Dritten Orden zu empfehlen ist, denn hierdurch werden einem alle Mittel an die Hand gegeben, um das Fundament für eine gute, christliche Ehe zu legen und den eigenen Kindern ein gutes Vorbild zu sein.

Was muss man tun, um Mitglied zu werden? 

EM: Der zuständige Ortspriester nimmt bei Interesse zunächst mit dem geistlichen Betreuer des Dritten Ordens Kontakt auf. In Deutschland ist Pater Kasteleiner für den Dritten Orden verantwortlich. Er übersendet daraufhin ein Blatt mit einigen Fragen und unterweist die Interessenten in einem persönlichen (Telefon-)Gespräch.

MM: Nach einem Jahr als Postulanten – sozusagen nach einem Jahr Probezeit – durften wir dieses Jahr am Fest des heiligen Joseph gemeinsam vor dem Allerheiligsten unser Versprechen ablegen. Im Rahmen der feierlichen Zeremonie haben wir die Medaille mit dem Abzeichen des heiligen Papst Pius X., dem Patron des Dritten Ordens, sowie ein Kreuz erhalten. Die gleiche Medaille tragen auch die Priester, Brüder und Schwestern der Bruderschaft. Das Kreuz empfängt jeder Seminarist bei der Einkleidung, sowie die Brüder und Schwestern. Dieses Kreuz erinnert uns daran, dass man das tägliche Kreuz in der großen Familie der Bruderschaft gemeinsam und nicht alleine trägt. 

Was ist der Hintergrund des Dritten Ordens, warum gibt es ihn? 

EM: Der Dritte Orden der Priesterbruderschaft wurde 1980 von Erzbischof Marcel Lefebvre für die Gläubigen der Bruderschaft gegründet, die – vom Verlangen nach eigener Heiligung beseelt – sich in besonderer Weise der Priesterbruderschaft verbunden sehen. 

Der erste Zweck des Dritten Ordens ist die eigene Heiligung und die Heiligung derjenigen, die einem persönlich anvertraut sind, d.h. im Wesentlichen der eigenen Kinder. Der Orden ist also ein Laienzweig der Bruderschaft und gibt den Laien Werkzeuge an die Hand, um im geistlichen Leben voranzuschreiten. 

Wie sieht das Leben im Dritten Orden aus? Welche Veranstaltungen, welche spirituellen Angebote gibt es?

MM: In unserer Heimatgemeinde in Memmingen gibt es regelmäßig eigens Vorträge für die Mitglieder des Dritten Ordens, ab und an ein gemeinsames Mittagessen und auch Anbetungsstunden. Zweimal im Jahr bietet Pater Kasteleiner das sogenannte Drittordenstreffen an, das von Freitag bis Sonntag andauert und in dem neben geistigen Vorträgen auch genügend Zeit für gemeinsamen Austausch vorgesehen ist. Auf Grund familiärer Verpflichtungen gelingt es uns allerdings nicht immer, an den Angeboten teilzunehmen, wofür die Priester natürlich Verständnis aufbringen.

Gibt es spezielle Pflichten für die Mitglieder? 

EM: Der Dritte Orden verlangt von einem Katholiken nichts Außergewöhnliches, er ist weder ein besonderer Büßerorden noch setzt er eine besondere Heiligkeit voraus, er ist vielmehr ein Hilfsmittel für die heutige Zeit. Die Terziaren sollen sich darum bemühen, im Geist der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu leben, der kein anderer als der Geist der Kirche ist. Als persönliche Verpflichtungen fordern die Regeln im Wesentlichen jene geistlichen Übungen, die für ein ernstes Streben nach Heiligung heute notwendig sind; vereinfacht zusammengefasst wird ein regelmäßiges und beständiges Gebetsleben sowie häufiger Sakramentenempfang verlangt. 

Sehen Sie diese Pflichten als Belastung oder Bereicherung für den Alltag? 

MM: Wir sehen die Pflichten keinesfalls als Belastung, sondern als täglichen Ansporn. Durch den Dritten Orden werden wir angeleitet, täglich das Morgen- und Abendgebet der Kirche zu verrichten. Zudem wird uns der öftere Besuch der Heiligen Messe ans Herz gelegt, wo wir durch die Heilige Kommunion eine geistige Stärkung erfahren. Im Rahmen des Postulats war ich zwar noch etwas unschlüssig, ob ich den weiteren Schritt gehen soll. Bei meiner eigenen Unsicherheit spielte sicherlich auch eine gewisse Portion Menschenfurcht eine Rolle, zumal mir andere als geeigneter und im religiösen Leben fortgeschrittener erschienen und ich auch vor anderen nicht als der besonders Fromme erscheinen wollte. Nachdem ich bei mir doch einige Nachlässigkeiten feststellen musste und mein beruflicher Alltag zeitintensiv ist, neigte ich zunächst dazu, nach meinem Postulat nicht in den Dritten Orden einzutreten. Ich nahm mir allerdings fest vor, das jährliche Drittordenstreffen in Porta Caeli zu besuchen. 

Im Rahmen eines Gesprächs in Porta Caeli mit Pater Kasteleiner hat dieser mir sinngemäß die Frage gestellt, ob mich die Regeln in meinen religiösen Leben motivieren oder demotivieren. Nachdem mir bewusst wurde, dass diese mich tagtäglich von neuem anspornen und ich die wunderbare familiäre Gemeinschaft in Porta Caeli erleben durfte, wurde mir klar, dass der Dritte Orden auch mein Weg ist, und mir dabei täglich ein wunderbarer Helfer für mein persönliches Weiterkommen ist. Seither lerne ich immer mehr die Erhabenheit des Dritten Ordens schätzen. 

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich nur jeden dazu ermutigen, sich intensiver mit dem Dritten Orden auseinanderzusetzen und das Gespräch mit dem zuständigen Priester zu suchen, da der Dritte Orden gerade für Laien ein enormer Schatz ist, den Erzbischof Lefebvre uns hinterlassen hat.