Mitteilungsblatt - Februar 2015

n Christo geliebte Gläubige!

Als Jesus im Jordan getauft wurde, sprach Gott Vater: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe“ (Mt 3,17). Um dem Vater wohlgefällig zu sein, müssen wir „dem Bild seines Sohnes gleichförmig werden“ (Röm 8,29). 

Diese Gleichförmigkeit zu Jesus setzt die Gnade der Taufe voraus, durch welche wir in Christus eingegliedert werden und sein Leben in uns haben. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben... Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt viele Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,5–6).

Dieses Leben Jesu in uns muss ernährt und entfaltet werden. Die Kirchenlehrer warnen vor einer Gefahr, die die Seele auf dem Weg zur Vollkommenheit behindert: die falsche Frömmigkeit: Man bildet sich seine eigene Vorstellung von der Heiligkeit, statt sich von Gott führen zu lassen und das anzustreben, was der liebe Gott wirklich von uns will. So der hl. Franz von Sales in Philothea.

„Es gibt nur eine wahre Frömmigkeit, an falschen und irrigen Spielarten dagegen eine ganze Reihe. Wenn du die echte nicht kennst, kannst du dich leicht verirren und einer unbrauchbaren, abergläubischen nachlaufen.

Aurelius gab auf seinen Bildern den Frauen die Züge jener, die er liebte. So malt sich jeder gern seine eigene Frömmigkeit aus, wie er sie wünscht und sich vorstellt. Wer gern fastet, hält sich für fromm, weil er fastet, obgleich sein Herz voll Rachsucht ist. Vor lauter Mäßigkeit wagt er nicht, seine Zunge mit Wein, ja nicht einmal mit Wasser zu benetzen, aber er schrickt nicht davor zurück, sie in das Blut seiner Mitmenschen zu tauchen durch Verleumdung und üble Nachrede. — Ein anderer hält sich für fromm, weil er täglich eine Menge Gebete heruntersagt, obwohl er nachher seiner Zunge alle Freiheit lässt für Schimpfworte, böse und beleidigende Reden gegen Hausgenossen und Nachbarn. — Der eine entnimmt seiner Geldbörse gern Almosen für die Armen, aber er kann aus seinem Herzen nicht die Liebe hervorbringen, seinen Feinden zu verzeihen. — Der andere verzeiht wohl seinen Feinden, seine Gläubiger befriedigt er aber nur, wenn ihn das Gericht dazu zwingt. Gewöhnlich hält man alle diese Menschen für fromm, sie sind es aber keineswegs.“

Worin besteht nun die wahre Frömmigkeit? – „Die wahre und lebendige Frömmigkeit setzt die Gottesliebe voraus; ja sie ist nichts anderes als wahre Gottesliebe.“ Diese Gottesliebe zeigt sich durch die Erfüllung des göttlichen Willens: „Fiat voluntas tua – Dein Wille geschehe!“

Statt „Außenpolitik“ zu betreiben und über die Fehler des Nächsten und über die ganze Welt zu schimpfen, schauen wir lieber auf unsere Schwächen und fragen wir uns ehrlich: Was will der liebe Gott wirklich von mir? Was gibt es in mir, das dem göttlichen Willen entgegengesetzt ist? Wie kann ich Jesus ähnlicher werden? Vielleicht sind die unangenehmen Bemerkungen und Vorwürfe unserer Nächsten nützliche Zeichen, wo wir ansetzen sollten, um heiliger zu werden.

Die vor uns stehende Fastenzeit ist die ideale Zeit, um nach der wahren Heiligkeit zu streben, um alle Hindernisse wegzuräumen, die die Gnade zu ersticken drohen, und das Leben Christi in uns zu pflegen und zu entfalten, so dass wir in der Osternacht unsere Taufgelübde erneuern und ein wahrhaft christliches Leben führen können, wie es beim hl. Paulus heißt: „Mihi vivere Christus est – Christus ist mein Leben“ (1 Phil 21).

Mit meinem priesterlichen Segen

Ihr Pater Firmin Udressy