Zu den Quellen der neuen synodalen Lehre (3)

Papst Franziskus spricht vor der ITC im Jahr 2022
Die Synode über die Synodalität wurde nach einem dreijährigen Prozess und zwei Synodenversammlungen in Rom, im Oktober 2023 und Oktober 2024, abgeschlossen. Um eine umfassende Perspektive auf diese Synode zu erhalten, ist es sehr hilfreich, nach den Quellen zu suchen, aus denen sie entstanden ist und auf die sie zurückgegriffen hat.
Der erste Artikel befasst sich mit der synodalen Bewegung, die aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil hervorgegangen ist. Der zweite Artikel schildert das Synodenverständnis von Franziskus.
Dieser dritte Artikel analysiert ein Dokument der Internationalen Theologenkommission.
Die dritte Quelle des Schlussdokuments der Synode über die Synodalität ist zweifellos der Text der Internationalen Theologischen Kommission (ITK) mit dem Titel „Die Synodalität im Leben und in der Sendung der Kirche“, der zwischen 2014 und 2017 vorbereitet und am 2. März 2018 nach einem positiven Gutachten von Papst Franziskus veröffentlicht wurde. Er fällt mit dem neunten Fünfjahreszeitraum der Institution zusammen.
Es ist klar, dass dieses Dokument vom Willen des Papstes und seiner theologischen Ausrichtung abhängt. Nr. 9 der Statuten der ITK, die 1982 genehmigt wurden, lautet wie folgt: „Die Fragen und Themen, die zur Untersuchung vorgelegt werden, werden vom Papst oder vom Kardinalpräfekten bestimmt“, auch wenn sie von Dikasterien der Kurie, der Bischofssynode oder einer Bischofskonferenz vorgeschlagen werden können.
Außerdem beziehen sich 13 der 170 Anmerkungen auf die Ansprache zum 50. Jahrestag der Einsetzung der Bischofssynode, die im zweiten Artikel analysiert wird. Weitere 13 auf Evangelii gaudium, eine zusätzliche „synodale“ Quelle von Franziskus. Dazu kommen noch fünf weitere Verweise. Das ist eine stattliche Anzahl für den regierenden Papst.
Dies bedeutet auch, dass dieser Text eine theologische Aufbereitung von Franziskus Gedanken zur Synodalität ist, und dass diese Gedanken neu sind, wenn man sich bei einem Dokument von etwa 20 Seiten so oft auf sie beziehen muss. Aber der Text wurde von „Experten“ erstellt und ermöglicht die Umsetzung der Forderung des Papstes, der sich auf diese Grundlage stützen möchte, um seinen Traum von der Synodalität zu verwirklichen.
Kurze Analyse des Dokuments
Bereits die erste Zeile zeigt, wo es lang geht: „Der Weg der Synodalität ist der Weg, den Gott von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet.“ Dies ist die programmatische Verpflichtung, die Papst Franziskus anlässlich des Gedenkens an den 50. Jahrestag der Einrichtung der Bischofssynode (Nr. 1) im September 1965 vorgeschlagen hat.
Die Autoren des Textes fahren fort: Dieses Dokument „möchte einige nützliche Anhaltspunkte bieten, um die theologische Bedeutung dieser Verpflichtung zu vertiefen, sowie einige pastorale Leitlinien zu den Implikationen, die sich daraus für die Mission der Kirche ergeben (Nr. 2)“. Und es wird festgestellt, „wie wichtig und neu die Lehre ist, die das Lehramt in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils zu diesem Thema vorschlägt (ebd.).“
Im Dokument wird eingeräumt, dass der Begriff „Synodalität“ sehr neu ist (die „letzten Jahrzehnte“) und dass „weder das Wort noch das Konzept der Synodalität ausdrücklich in der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils zu finden sind (Nr. 6)“, aber dennoch „kann man behaupten, dass die Synodalität im Herzen des vom Konzil geförderten Erneuerungswerks steht (ebd.).“
Um dies zu verdeutlichen, verbindet das Dokument die Synodalität mit der „Ekklesiologie des Volkes Gottes“ und dem „Konzept der Gemeinschaft“ und fügt hinzu: „In diesem ekklesiologischen Kontext bedeutet Synodalität den spezifischen Modus vivendi und operandi der Kirche als Volk Gottes, die ihr Wesen als Gemeinschaft konkret manifestiert und verwirklicht, indem sie gemeinsam unterwegs ist, sich als Versammlung versammelt und alle ihre Mitglieder aktiv an ihrer Sendung zur Evangelisierung teilnehmen.“ (Nr. 6).
Es wird zugegeben, dass es in diesem Bereich noch ein langer Weg „in die vom Konzil vorgegebene Richtung (Nr. 8)“ gebe. Das eigentliche Ziel: „Daher die neue Schwelle der Neuheit, die zu überschreiten Papst Franziskus einlädt (Nr. 9)“. Anschließend wird der Plan vorgegeben.
In den ersten beiden Kapiteln wird „die Bedeutung der Synodalität aus der Perspektive der katholischen Ekklesiologie und im Einklang mit der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils“ vertieft. Dann folgt eine Darstellung der „theologischen Grundlagen der Synodalität in Übereinstimmung mit der ekklesiologischen Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils“ in Kapitel III.
Die Kapitel III und IV schließlich „möchten einige pastorale Leitlinien anbieten“. Zunächst „die konkrete Umsetzung der Synodalität auf verschiedenen Ebenen“ – lokal, regional, global – und dann „Leitlinien in Bezug auf die spirituelle und pastorale Bekehrung und die gemeinschaftliche und apostolische Unterscheidung“, die für eine authentische Erfahrung der synodalen Kirche erforderlich sind (Nr. 10).
Es geht hier nicht um einen vollständigen Kommentar dieses ITK-Dokuments, sondern zunächst darum, wie es die Synodalität in der Lehre des Konzils verwurzelt. So heißt der dritte Abschnitt in Kapitel II, „Auf dem Weg zu einer Theologie der Synodalität“, „Synodalität als Ausdruck der Ekklesiologie der Gemeinschaft“ und verbindet seine Prinzipien mit Lumen gentium.
Die ITK übernimmt gehorsam die Metaphern von Franziskus: „Indem er die ekklesiologische Perspektive des Zweiten Vatikanischen Konzils aufgreift, skizziert Papst Franziskus das Bild einer synodalen Kirche als ‚umgekehrte Pyramide‘, die das Volk Gottes, das Bischofskollegium und in diesem den Nachfolger Petri mit seinem spezifischen Amt im Dienst der Einheit umfasst. In ihr befindet sich die Spitze unter der Basis (Nr. 57).“
In Kapitel III wird bereits der gesamte Prozess vorgestellt, den Franziskus anlässlich der Synode über die Synodalität in Gang setzen wird, und der nur den oberflächlichen Beobachter überraschen konnte, der dieses ITK-Dokument nicht beachtet hatte, nämlich die Grundlage des sensus fidei, um zu bestätigen, dass „die Beteiligung der gläubigen Laien sich als wesentlich erweist (Nr. 73).“
Laien müssen konsultiert werden, „um den Prozess der Unterscheidung im Rahmen der synodalen Strukturen in Gang zu setzen (Nr. 74)“, ebenso wie „die Gemeinschaften des geweihten Lebens, die kirchlichen Bewegungen und die neuen Gemeinschaften (ebd.)“ und „die Theologen, die alle aufmerksam auf den Heiligen Geist hören müssen (Nr. 76).“
In dem Dokument werden dann die Strukturen beschrieben, die die Synodalität in der Teilkirche, dann auf regionaler Ebene (Zusammenschlüsse von Teilkirchen) und schließlich in der Weltkirche nutzen soll: Dieser letzte Abschnitt zählt das Ökumenische Konzil, die Bischofssynode, das Kardinalskollegium und die Römische Kurie auf. Letztere muss in einem synodalen Sinn reformiert werden, was Franziskus bereits getan hat.
Kapitel IV mit dem Titel „Die Umkehr zu einer erneuerten Synodalität“ schlägt die zentralen Elemente der Synode zur Synodalität vor (Nr. 106): „Teilnahme ist Mitverantwortung der Laien“; „Integration der Ausübung der Kollegialität der Hirten und der gelebten Synodalität des gesamten Volkes Gottes“.
Position und Aufgaben des Papstes: „Ausübung des Petrusamtes der Einheit und Leitung der Weltkirche durch den Bischof von Rom in Gemeinschaft mit allen Teilkirchen, in Synergie mit dem kollegialen Amt der Bischöfe und dem synodalen Weg des Volkes Gottes“. Und schließlich „Öffnung der katholischen Kirche gegenüber den anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften“, um den Weg zur vollen Einheit „in der versöhnten Verschiedenheit der jeweiligen Traditionen“ zu beschreiten.
Wenig überraschend geht das Kapitel weiter mit „Zuhören und Dialog für eine gemeinschaftliche Unterscheidung“ (Überschrift von Abschnitt 3) und mit „Synodalität und der ökumenische Weg“ (Überschrift von Abschnitt 4).
Schlussfolgerung
Dieses Dokument wird auf der Synode zunächst im Präsentationsdokument verwendet. Dann verschwindet es vor dem Konsultationsprozess, der mehr oder weniger unwichtige Dokumente hervorbringt.
Doch plötzlich taucht es als Hauptquelle des Instrumentum laboris der zweiten Sitzung wieder auf, wodurch die Synode wieder auf das Denken von Franziskus ausgerichtet wird. Und es ist noch immer als grundlegende Quelle im Schlussdokument zu erkennen.
(Quelle: Commission théologique internationale – FSSPX.Actualités)
Illustration: © Vatican Media