Synode über Synodalität: konsequente inhaltliche Fortführung des II. Vatikanischen Konzils (1)

Die XVI. Bischofssynode, die sich mit der Synodalität befasste, endete am 27. Oktober 2024 und hinterließ Papst Franziskus ein zusammenfassendes Dokument, das er sich zu eigen und damit zu einem Teil seines Lehramtes machte. Das Sekretariat der Synode stellte jedoch klar, dass dies den Text nicht „normativ“ mache. Aber was enthält er eigentlich?
Viele Kommentatoren haben darauf hingewiesen, dass dieser Text von allen Elementen „bereinigt“ wurde, die in der Zusammenfassung der ersten Sitzung im Oktober 2023 Diskussions- oder sogar Spaltungsfaktoren hätten sein können. Für einige zur Freude, für andere Gund zu Beschwerden. Bevor man selbst zu einem Urteil kommt, sollte der Inhalt dieses Abschlussdokuments (DF) untersucht werden.
Eine reife Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils
Das Abschlussdokument präsentiert sich ab Nr. 5 als klares Ergebnis des Zweiten Vatikanischen Konzils: „Der gesamte synodale Weg, der in der Tradition der Kirche verwurzelt ist, hat sich im Licht des konziliaren Lehramts vollzogen“, heißt es dort. Und weiter: „Er stellt einen echten Akt der späteren Rezeption des Konzils dar, verlängert seine Inspiration und entfacht seine prophetische Kraft für die Welt von heute neu.“
Diese Feststellung und Behauptung ist an sich sehr zutreffend: Die Bischofssynode ist eine Frucht des Konzils, die von Paul VI. eingeführt wurde, und die Synodalität von Franziskus ist gewissermaßen eine „authentische“ Interpretation davon. Der regierende Papst ist zweifellos derjenige, der seit dem Konzilsereignis die tiefere Absicht des Konzils am besten verstanden hat.
In Nr. 9 des Textes wird eindringlich davor gewarnt, dass „der synodale Prozess nicht mit dem Abschluss der gegenwärtigen Versammlung der Bischofssynode endet, sondern die Umsetzungsphase umfasst“, und fordert eine „Bewertung der Fortschritte in der Synodalität.“ Das heißt im Grunde genommen eine Art fortgeführte Synode und damit der Traum von einem fortgeführten Konzil.
Das Herzstück der Synodalität
Der erste der fünf Teile, aus denen das DF besteht, enthält eine „Definition“ der Synodalität. Wie beim Instrumentum laboris (IL) dieser Tagung hat sie eine gewisse Präzision, aus dem einfachen Grund, dass es sich nur um eine Kopie des Textes der Internationalen Theologischen Kommission (ITK) von 2017 handelt, Synodalität im Leben und in der Sendung der Kirche, der viel zitiert wird.
Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens die Unfähigkeit des synodalen Prozesses, eine klare Definition von Synodalität hervor zu bringen, zweitens die Notwendigkeit, einen abweichenden Prozess neu zu fokussieren, drittens die Synodalität nach Franziskus zu fördern, denn der Text der ITK ist lediglich eine Systematisierung der Gedanken des Papstes, die er in seiner Ansprache anlässlich des Gedenkens an den 50. Jahrestag der Einsetzung der Bischofssynode (17. Oktober 2015) dargelegt hat.
Ähnlich wie beim IL werden viele der von der ITK entlehnte Elemente nicht referenziert, wie die Überlegungen zum Sensus fidei, der in einer anderen ITK-Studie, The Sensus fidei in the Life of the Church, von 2014 behandelt wird. Die Unfähigkeit dieser „bischöflichen“ Synode, eine eigene theologische Studie zu liefern, ist symptomatisch für die Sterilität des von Franziskus gewollten Prozesses.
Schließlich drückt der DF aus, dass „die Synodalität der gemeinsame Weg der Christen mit Christus und auf das Reich Gottes hin ist, in Einheit mit der ganzen Menschheit. Auf Mission ausgerichtet, beinhaltet sie die Begegnung in der Versammlung auf den verschiedenen Ebenen des kirchlichen Lebens, das gegenseitige Zuhören, den Dialog, die gemeinschaftliche Unterscheidung, die Konsensbildung als Ausdruck der Gegenwart Christi im Geist und die Entscheidungsfindung in differenzierter Mitverantwortung“ (Nr. 28).
Dies ist also eine Beschreibung, keine Definition. Der DF fügt hinzu: „Man kann sagen, dass die Synodalität ein Weg der spirituellen Erneuerung und der strukturellen Reform ist, um die Kirche partizipativer und missionarischer zu machen, das heißt um sie fähiger zu machen, mit jedem Mann und jeder Frau zu gehen und dabei das Licht Christi auszustrahlen“ (ebd.), was allerdings sehr vage ist...
Der DF zieht dann die ITK-Karte unter Nr. 30, um mit Hilfe von drei langen Zitaten zu erklären, dass „genauer gesagt, die Synodalität drei verschiedene Aspekte des Lebens der Kirche bezeichnet.“ Nämlich erstens „den besonderen Stil, der das Leben und die Sendung der Kirche qualifiziert (CTI, Nr.70 a).“ Zweitens „die kirchlichen Strukturen und Prozesse, in denen die synodale Natur der Kirche auf institutioneller Ebene zum Ausdruck kommt“ (ITK, Nr. 70b). Drittens „das rechtzeitige Auftreten von synodalen Ereignissen, zu denen die Kirche von der zuständigen Autorität und nach spezifischen, von der kirchlichen Disziplin bestimmten Verfahren einberufen wird“ (ITK, Nr. 70c).
Um die Inkompetenz der Synode vollständig zu illustrieren, schließt der DF mit einem weiteren Zitat aus der ITK-Studie, das in drei Zeilen zusammenfasst, was vorher in seitenlangen Wortbausteinen ermüdend zu lesen ist: Die Synodalität „weist auf die spezifische Lebens- und Arbeitsweise der Kirche, des Volkes Gottes, hin, die ihr Wesen als Gemeinschaft konkret manifestiert und verwirklicht, indem sie „gemeinsam geht“, sich als Versammlung versammelt und alle ihre Glieder aktiv an ihrer Sendung zur Evangelisierung teilhaben lässt (CTI, Nr. 6)“ (Nr. 31).
Ein Irrtum, der sich durch Widersprüchlichkeit entlarvt
Um dieses erste Kapitel abzuschließen, sei auf einen Fehler hingewiesen, der den Verfassern nicht aufgefallen zu sein scheint und durch einen offensichtlichen Widerspruch auffällt. Zunächst heißt es in Nr. 22:
„Alle Gläubigen besitzen einen Instinkt für die Wahrheit des Evangeliums, der als Sensus fidei bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um eine gewisse Übereinstimmung mit den göttlichen Wirklichkeiten, die darauf beruht, dass die Getauften im Heiligen Geist „der göttlichen Natur teilhaftig gemacht werden.“ Aus dieser Teilhabe ergibt sich die Fähigkeit, intuitiv zu erfassen, was in der Gemeinschaft der Kirche der Wahrheit der Offenbarung entspricht.“
In Nr. 23 heißt es dann: „Durch die Taufe haben alle Christen Anteil am Sensus fidei. Dies ist daher nicht nur das Prinzip der Synodalität, sondern auch die Grundlage der Ökumene.“ Das wirft eine Frage auf: Wie kann der Sensus fidei der Orthodoxen sie im Schisma halten? Wie kann der Sensus fidei der Protestanten sie in der Häresie halten? Ein Rätsel, das der Text nicht auflöst.
Die Konsequenz ergibt sich aus der fehlerhaften und unangemessenen Art und Weise, in der der Sensus fidei sowohl von der ITK in dem genannten Dokument als auch von den Synodenteilnehmern konzipiert wird. Tatsächlich scheint es in ihren Augen so zu sein, dass alle in der Wahrheit sind. Das ist die unausweichliche Konsequenz der Prinzipien, die auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil aufgestellt wurden. Das Ergebnis liegt nun „ausgereift“ vor unser aller Augen.
Fortsetzung folgt...
(Quelle: Saint-Siège – FSSPX.Actualités)
Illustration: synod.va