„Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20)

Die Ewige Anbetung in der Priesterbruderschaft
Durch das Wirken des Heiligen Geistes ist in der Kirche die Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes durch die Jahrhunderte immer mehr gefördert worden. Denken wir nur an die hl. Juliana von Lüttich (1193–1258), die durch ihre Visionen im 13. Jahrhundert ursächlich für das Fronleichnamsfest wurde. Mit welch wunderbaren Texten hat der hl. Kirchenlehrer Thomas von Aquin (1224–1274) im Auftrag des Papsts dieses hohe Fest ausgestattet!
Die „Reformkleriker“ der Reformationszeit, u.a. die Jesuiten, förderten das tägliche Aufsuchen des Tabernakels in den Kirchen, d.h. die lebendige Begegnung der christlichen Herzen mit dem eucharistischen Herrn. Das vom hl. Alfons von Liguori (1696–1787) verfasste Betrachtungsbuch „Besuchungen des allerheiligsten Sakramentes“ hat Katholiken für diese Andacht entbrennen lassen.
1733 erließ Papst Clemens XII. die nach ihm benannte Instructio Clementina, die das sogenannte „Vierzigstündige Gebet“ (Quarant‘ Ore) regelte. Diese damals schon fast 200 Jahre lang geübte Gebetsform, die an die 40 Stunden der Grabesruhe des Herrn erinnert, wurde durch den Papst im Leben der Kirche aufgewertet und die Aussetzung des höchsten Gutes mit einer besonderen Feierlichkeit versehen. War ursprünglich die äußere Kriegsgefahr das Motiv für das Gebet vor der Monstranz gewesen, traten jetzt auch der Sieg über die „inneren Feinde“, also die Sühne für die Sünden, in den Mittelpunkt des Flehens.
Durch die Erscheinungen des Heiligsten Herzens Jesu vor der hl. Margareta Maria Alacoque (1647–1690) in Paray-le-Monial wurde die „Heilige Stunde“ gefördert, eine besondere Zeit der sühnenden Liebe, die oft mit der Aussetzung verbunden wurde. Daraus entstand auch die von Laien geübte „Nachtanbetung“, die seit 1885 ununterbrochen bis heute beispielsweise in der Basilika Sacré-Cœur auf dem Montmartre in Paris gepflegt wird.
Ganze Ordensgemeinschaften wurden auf diesem Fundament der ständigen Anbetung errichtet, denken wir beispielhaft an die Benediktinerinnen von der ewigen Anbetung, die Steyler Anbetungsschwestern („Rosa Schwestern“) oder die Kongregation von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens und der ewigen Anbetung (Arnsteiner bzw. Picpus-Patres).
Als vielleicht größter Förderer der Ewigen Anbetung in der Neuzeit muß der hl. Peter Julian Eymard genannt werden. Im Jahre 1856 gründete er die Väter von Allerheiligsten Altarsakrament (Eucharistiner), die sich überall auf der Welt für die Ewige Anbetung einsetzten.
Die „Eucharistischen Kongresse“ waren im 19. und 20. Jahrhundert große Glaubensfeste, die das Bekenntnis zur Realpräsenz in den öffentlichen Raum trugen.
Eine Frucht des erstarkenden eucharistischen Glaubensbewusstseins im 19. Jahrhundert sind sicher auch die Kommuniondekrete (Tägliche Kommunion, Kinderkommunion) unseres glorreichen Patrons, des hl. Pius X.
Der von ihm vorbereitete Kodex des kanonischen Rechtes von 1917 drängte die „Gläubigen, das Allerheiligste Altarsakrament so oft als möglich zu besuchen“ (can. 1273).
Die Liturgie-Enzyklika Mediator Dei von Pius XII. aus dem Jahr 1947 verteidigte die organische Entwicklung der Anbetung des Allerheiligsten gegen den Modernismus: „Diese Übungen der Frömmigkeit leisteten einen wirksamen Beitrag zum Glauben und zum übernatürlichen Leben der streitenden Kirche auf Erden, die auf diese Weise gewissermaßen ein Echo gibt auf den Lobeshymnus, den die triumphierende Kirche immerdar singt vor Gott und dem Lamme, das geschlachtet wurde. Daher hat die Kirche diese im Lauf der Jahrhunderte überall verbreiteten Andachten nicht nur gebilligt, sondern sich zu eigen gemacht und mit ihrer Autorität bestätigt.“
Das 19. Jahrhundert erlebte den Aufschwung der „Ewigen Anbetung“, der ununterbrochenen Anbetung der heiligen Hostie in einem Gotteshaus oder Kloster oder in sich abwechselnden gottesdienstlichen Orten. In den Diözesen entstanden Zentren der ewigen Anbetung in Klöstern oder Wallfahrtsorten. Um nur (!) ein schönes Beispiel zu nennen: Der Lindenberg im Erzbistum Freiburg. Seit 1955 beten bei Tag und Nacht ununterbrochen Männer in diesem Wallfahrtsort vor dem ausgesetzten Allerheiligsten.
Auch übernahmen in den Bistümern Pfarreien abwechselnd die „Ewige Anbetung“, d.h. jeden Tag übernahm ein anderer Sprengel diesen Gebetsdienst. Diese Tage waren für die Pfarreien besondere Glaubensfeste, an denen sich vor dem Konzil viele Katholiken beteiligten.
Am 16. Oktober 1989 führte der damalige Generalobere, Pater Franz Schmidberger, die Ewige Anbetung in die Priesterbruderschaft St. Pius X. ein. Diese sollte von da an reihum in den Kapellen und Messzentren durchgeführt werden. Den Betern wurden vier Anliegen vorgelegt, für die der Himmel bestürmt werden sollte.
- Der Sieg über die inneren und äußeren Feinde der Kirche ;
- Die Rückkehr Roms und der Bischöfe zur Tradition der Kirche und zum Glauben unserer Väter;
- Die Heiligung der Priester und Priesteramtskandidaten;
- Die Erweckung zahlreicher Priester- und Ordensberufungen.
(vgl. Cor unum Nr. 35, 1990)
Pater Franz Schmidberger fügte in einem Rundbrief an die Wohltäter einige Wünsche hinzu:
„Beteiligen Sie sich darum, liebe Freunde und Wohltäter, mit Eifer und Hingabe an diesem Anbetungsapostolat, das Hand in Hand geht mit dem Kreuzzug der Herz-Jesu-Thronerhebung in den Familien. Denn dort, in der katholischen Familie, muss zuerst das Königtum Christi, sein Evangelium, sein Gesetz, seine übernatürliche Gnadenordnung wieder anerkannt und gelebt werden, gleich wie dereinst in Bethanien oder noch tausendmal mehr in dem kleinen Haus zu Nazareth. Die katholische Familie wird so zum Heiligtum und zur Wiege zahlreicher Berufungen, und diese Priester- und Ordensberufungen werden später ihrerseits die katholische Familie heiligen. Von gleicher Wichtigkeit ist der von unseren Patres zu neuem Leben erweckte Eucharistische Kinderkreuzzug, dessen Devise vollkommen das Programm der Priesterbruderschaft selbst beschreibt: Bete, kommuniziere, opfere dich auf, sei Apostel! Wir wollen auch nicht versäumen, auf den Katechismus-Unterricht durch Fernkurse hinzuweisen, den unsere Schwestern von Saint-Michel-en-Brenne seit mehreren Jahren so segensreich erteilen.“