München-Altötting: Wallfahrt im Zeichen der weltweiten Christenverfolgung!

Quelle: Distrikt Deutschland

Zu Fuß 106 Kilometer in drei Tagesetappen von München nach Altötting – diese Strecke nahmen dieses Jahr zum elften Mal über 300 Wallfahrer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf sich, um mit ihren Gebetsanliegen zur Schwarzen Madonna zu pilgern. Die Teilnehmer nahmen unvergessliche Eindrücke mit. 

 

„O Maria, stärke den Glauben inmitten der weltweiten Christenverfolgung“ – so lautete das Motto der diesjährigen Fußwallfahrt von München zur Schwarzen Madonna von Altötting!

Startpunkt der dreitägigen Wallfahrt ist traditionell der Münchner Odeonsplatz. Dort feiern die Pilger am frühen Morgen vor der unvergleichlichen Kulisse von Theatinerkirche, Residenz und Feldherrnhalle die hl. Messe und starten dann durch die Innenstadt über die Isar hinaus in den Münchner Osten und durch das ländliche Oberbayern. In diesem Jahr sogar – wie zumeist – bei herrlichem Sonnenschein. 

Glaubensfreude erfahren, pilgern und beten in Gottes freier Natur, viel Zeit zum Nachdenken und Meditieren, Aussprache und Beichte bei Priestern, die Glaubensgemeinschaft erleben oder ganz bestimmte Anliegen in den Fokus rücken – es gibt viele unterschiedliche Gründe, warum sich die Pilger auf den langen und anstrengenden Weg nach Altötting machen. Schließlich ist Pilgern auch „Beten mit den Füßen“! Und „Marienwallfahrtsorte sind die eigentlichen Hauptstädte der Welt“, wie es einstmals ein Papst ausdrückte, der Altötting besuchte. Unsere Liebe Frau von Altötting, die Mutter des Herrn, ist uns auf dem Weg Vorbild im Glauben und Fürsprecherin in all unseren Anliegen.

Das sehen natürlich nicht nur die Gläubigen so, sondern auch die Hohe Geistlichkeit. Deshalb beehrte im vergangenen Jahr der kürzlich verstorbene Bischof Vitus Huonder die Wallfahrt und auch in diesem Jahr nahmen viele Kleriker teil. So Pater Stefan Pfluger, Distriktoberer der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Deutschland, Pater Pascal Schreiber, Regens des Priesterseminars Herz-Jesu in Zaitzkofen, aber auch viele Seminaristen, Brüder sowie Ordensschwestern (vor allem Schwestern der Priesterbruderschaft sowie der Schuldominikanerinnen von Fanjeaux). 

Die meisten Pilger laufen von Beginn an mit. Es gibt aber auch die Möglichkeit, später hinzuzustoßen. Vor allem am letzten Tag nutzt das so mancher, um der Madonna von Altötting noch ein Stück des Weges entgegenzugehen. Alljährlich gibt es auch eigens eine Kinderwallfahrt, die ein separates Programm hat und parallel zu den Erwachsenen eine kürzere Strecke läuft. So ist diese Wallfahrt auch bestens für Familien geeignet. Nachdem sich die Wallfahrtsleitung um die täglichen Bedürfnisse kümmert, die Waschgelegenheiten, Verpflegung, Gemeinschaftszelte, können sich die Pilger während den drei Tagen auf das Wesentliche konzentrieren: das Gebet und die innere Schau. 

Langweilig wird es auch am Abend nicht. So gab es am Samstag den Bunten Abend mit einer Theaterdarbietung der Kinder. Die Zuschauer mussten dabei – getreu dem diesjährigen Wallfahrtsmotto – die dargestellten Märtyrer erraten, die jeweils durch Christenverfolgung ihr Leben für den Glauben hingaben. 

Das Thema der Wallfahrt war ungewöhnlich, aber doch hochaktuell und lobenswert: So nimmt nach Einschätzung des internationalen Hilfswerks Christian Solidarity International (CSI) die weltweite Christenverfolgung zu. Dabei gibt es Staaten wie das kommunistische Nordkorea, in denen Christen ihren Glauben nur im Geheimen ausüben können. In der islamischen Welt gibt es zahlreiche Gesetze und Verbote, die eine Glaubensausübung erschweren, etwa die Blasphemiegesetze oder Konversionsverbote. In manchen Regionen der Welt versuchen aggressive islamische Gruppen christlich besiedelte Gebiete zu erobern und die christliche Bevölkerung zu vertreiben, wie etwa in Nigeria oder Mosambik. Leider stellt sich eine fehlgeleitete westliche Politik aber auch regelmäßig auf die Seite von religiösen Extremisten, die einheimische Christen verfolgen. Wir beobachten das im Nahen Osten und auch im Kaukasus. Und selbst im sogenannten liberalen Westen wird die christliche Religionsausübung immer schwieriger. So wird unter anderem Arbeitnehmern, die am christlichen Menschenbild und der Lehre der Kirche zum Lebensschutz festhalten, das Leben zunehmend schwer gemacht, was bis zur Existenzvernichtung reichen kann. In Erinnerung dürften den meisten auch die unsäglichen Beleidigungen des Christentums während der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Paris geblieben sein. Anlässlich dieser Spiele wurde auch dem brasilianischen Surfer João Chianca auferlegt, die Zeichnung der Christusstatue auf seinem Surfbrett übermalen zu lassen. Ansonsten drohte man, ihn vom Wettbewerb auszuschließen! 

Das aktuelle Thema der Wallfahrt wurde in mehreren chronologisch geordneten Vorträgen durchleuchtet. Beginnend mit dem ersten Märtyrer, dem hl. Stephanus, bis in die Neuzeit. 

Durch den römischen Kaiser Decius erfolgte die erste administrativ und systematisch im gesamten Römischen Reich durchgeführte Christenverfolgung.

Im Mittelalter war die Christenverfolgung sehr stark durch die islamischen Länder geprägt. 

P. Schreiber beleuchtete die neuzeitlichen Christenverfolgungen durch Kommunisten und Nationalsozialisten und stellte den Komplex durch zwei markante Beispiele dar:

Rose Hu erzählt ihren Fall detailliert in „Mit Christus im chinesischen Straflager“. Sie ist durch ein gefahrvolles Leben der Nachfolge Christi treu geblieben und hat ein zutiefst bewegendes Zeugnis wahrer Liebe und Hingabe an Christus abgelegt. Rose Hu verbrachte tatsächlich sechsundzwanzig Jahre in chinesischen Arbeits- und Umerziehungslagern, äußerlich gesehen unter schrecklichsten Bedingungen. Doch durfte sie Wunder der Bekehrung und der Nächstenliebe sowie der Gnade erfahren, mit denen Gott jene beschenkt, die auf ihn vertrauen. Nach ihrer Emigration in die USA hat sie der Herr von einer schweren Krankheit wunderbar geheilt und sie die Tradition und die hl. Messe im tridentinischen Ritus wiederfinden lassen, die sie von Jugend an so sehr liebte. Mit heldenhafter Tugend nahm sie in Treue zu Christus in der korrumpierten Welt der chinesischen Arbeitslager ihr Kreuz auf sich, wo bis heute unzählige Gläubige, die Christus nicht verraten wollen, gefangen gehalten werden.

Ein weiteres Beispiel boten die verfolgten Priester während der Zeit des Nationalsozialismus. P. Johannes Lenz beschrieb deren Schicksal in seinem Buch „Christus in Dachau“. Nahezu 3.000 Geistliche wurden in dieses Konzentrationslager deportiert. Viele starben an Hunger, durch Misshandlungen und Krankheiten oder wurden unmittelbar wegen ihres Glaubens ermordet. – Beide Ideologien, Kommunismus und Nationalsozialismus, haben den Hass auf Jesus Christus gemeinsam.

Nach drei Tagen und strahlendem Sonnenschein kamen die auf 400 angewachsene Pilgerschar an der Gnadenkapelle des Wallfahrtsortes an. 

Den Höhepunkt und Abschluss bildete ein levitiertes Hochamt auf dem Kapellplatz, das der Regens des Priesterseminars Herz-Jesu in Zaitzkofen, P. Schreiber, zelebrierte. Dabei griff er noch einmal das Wallfahrtsthema auf und machte den Gläubigen Mut, im Glauben auszuharren, und rief dazu auf, den bedrängten Christen der Welt durch Gebet und Hilfe beizustehen. 

Pilger sind in Altötting ein gewohntes Bild. Ein langer Pilgerzug in Prozessionsordnung, singend und mit vielen Soutanen und fröhlichen Ordensschwestern ist selbst in Altötting ein seltener Anblick geworden. Wer das einmal erleben möchte, dem ist eine Teilnahme im nächsten Jahr sehr zu empfehlen.