Katholische Jugendbewegung (KJB) - Ausbreitung des Königtums Christi
Ein Gespräch mit den neuen Jugendseelsorger Pater Johannes Hager
Hochwürdiger Herr Pater Hager, seit Mitte des Jahres haben Sie die Nachfolge von Pater Reiser als Jugendseelsorger der Priesterbruderschaft St. Pius X. angetreten. Was ist Ihr Programm für diese Aufgabe?
Momentan muss ich noch ankommen. Es war recht viel Neues, was da gleich zu Anfang auf mich zukam. Es begann unmittelbar mit dem Kreuzfahrerlager, dem Mountainbike-Lager und der Fulda-Wallfahrt, zuletzt ein ganz großartiges Christkönigstreffen in Köln mit 360 Jugendlichen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, einer großen Prozession durch die Stadt samt Glaubenskundgebung vor dem Dom. Das war sehr erhebend – aber eben auch mit viel Aufwand verbunden. Ganz allgemein gilt es aber nicht, ein persönliches Programm in der Katholischen Jugendbewegung (KJB) umzusetzen, sondern den Statuten der KJB zu folgen. Die KJB soll den Jugendlichen den Rahmen auf dem Weg zu charakterfesten Persönlichkeiten bieten, die standhaft und ihren Grundsätzen treu sind. Im Kern steht bei allem das Königtum Christi sowie die Aufgabe, den Jugendlichen dabei zu helfen, den Glauben zu bewahren und an der Heiligung jedes einzelnen zu arbeiten. Wenn uns das gelingt, dann werden wir auch in die Gesellschaft hinein wirken können.
Sind denn alle Jugendlichen, die zur Priesterbruderschaft in die Messe gehen, auch in der KJB eingebunden?
Leider nein. Es gibt Kapellen, wo fast jeder in der KJB aktiv ist. An manchen Messorten gibt es aber noch keine Gruppen. Da sind die jungen Leute aufgerufen, die Initiative zu ergreifen! Und wer an einem Ort mit KJB-Gruppe ist, der sollte einfach mal den Kontakt aufnehmen.
Was spricht denn dafür, sich der KJB anzuschließen?
In der heutigen Zeit ist der Glaube durch viele Umstände gefährdet. Aber ohne den Glauben können wir nicht gerettet werden. Wir müssen also nach den notwendigen Mitteln suchen, die uns dabei helfen, ihn zu stärken und zu bewahren. Die KJB bietet mit ihren vier Säulen, dem Gebet, der Bildung, der Freundschaft und dem Apostolat den passenden Rahmen hierfür.
Wie werden diese vier Säulen denn konkret gelebt?
Die Jugendlichen sind zum häufigen Empfang der Sakramente, dem täglichen Rosenkranz, regelmäßigen Gebeten und im Idealfall auch zur täglichen Betrachtung aufgerufen. Mit unseren Jugendakademien möchten wir den KJBlern das Rüstzeug für ein gutes Glaubensleben geben, aber auch für die vierte Säule, das Apostolat. Denn die KJB hat auch einen Anteil am Werk der Kirche und soll nach außen wirken.
Hat die KJB eine Mission?
Die Ausbreitung des Christkönigtums ist der Ruf. Nicht nur die eigenen Reihen zu stärken, sondern auch andere Seelen für Christus zu begeistern. Es geht um die Rettung der eigenen Seele und der anderen Seelen. Das hat auch unseren Gründer, Erzbischof Lefebvre, dazu bewogen, die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht mitzutragen, weil er darin eine Gefahr für die Seelen erkannt hat.
In Ihrem ersten Rundschreiben an die KJB haben Sie den Jugendlichen zwei Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Welche waren das?
„Achte auf Dein Umfeld“ und „Bring Ordnung in Dein Glaubensleben“.
Warum sind diese beiden Punkte so zentral für Sie?
An mir selbst habe ich als Jugendlicher erfahren, wie schwer es sein kann, im Glauben standhaft zu bleiben, wenn der Großteil der Freunde nicht denselben Geist besitzt und anderen Lebenszielen nachjagt. Das färbt genauso ab wie das rote T-Shirt, das man aus Versehen mit den weißen Sachen in die Waschmaschine steckt. Es ist nunmal so: Alles, was uns umgibt, beeinflusst auf irgendeine Art und Weise unser Denken und unser Verhalten. Wenn unser Leben den Absichten Gottes entsprechen soll, steht auch fest, dass unser guter Wandel davon abhängt, womit wir uns „umgeben“. Der Volksmund sagt: Zeig mir Deine Freunde und ich sag dir, wer du bist. Die Menschen, mit denen wir uns umgeben, beeinflussen uns. Das müssen wir verinnerlichen und dementsprechend unser Umfeld weise wählen. Bei der KJB verfolgen die Jugendlichen alle das selbe Ziel und bestärken sich durch das gemeinsame Gebet und die gelebte Freundschaft, der dritten Säule der KJB, gegenseitig darin.
Und das Glaubensleben?
Im Glaubensalltag haben viele sicherlich schon erlebt, dass man nicht vom einen auf den anderen Tag schlechte Gewohnheiten annimmt oder gute ablegt. Oft geschieht das Stück für Stück, indem man nachlässig wird. Man folgt und mehr und mehr den Wünschen und Neigungen der Natur; jagt von einer Vergnügung zur nächsten. Alle möglichen Aktivitäten halten einen immer mehr von den religiösen Pflichten ab. Bücher über geistige Themen liest man ungern. Das Gebetsleben wird unsteter, flacher und kommt am Ende vielleicht ganz zum Erliegen. Die Versuchungen werden stärker und gleichzeitig ist man bereit, die Beichte, trotz einem nagenden Gewissen, aufzuschieben. Am Ende verdrängt man die Gewissensbisse und gibt den Kampf schließlich auf. Wie kann es soweit kommen? Hauptsächlich liegt es daran, dass man kein geordnetes Glaubens- und Gebetsleben geführt hat.
Welche Rolle spielt die Standeswahl in der KJB?
Gott hat sich für jeden von uns ein Bild vorgestellt, als er uns erschaffen hat. Und das zu gestalten ist unsere Aufgabe. Dazu gehört natürlich auch die Frage, welches Bild Gott von uns hat. Wir sind alle zur Heiligkeit berufen, manche durch die Ehe, andere durch den Ordens- oder Priesterstand. In „Der gerade Weg“, der Zeitschrift der KJB, sehen Sie in jeder Ausgabe zahlreiche Eheanzeigen. Es ist sehr erfreulich, dass sich hier Gleichgesinnte treffen, zueinander finden und katholische Familien gründen. Gleichzeitig kommen aus den Reihen der KJB immer wieder Berufungen hervor, zum Priestertum und zum Ordensleben. Wir bieten übrigens zweimal im Jahr auch einen Jugendwegweiser an. Das sind an die Fragen der Jugendlichen angepasste Exerzitien, die sich auch mit diesen Fragen beschäftigen. Ganz wichtig ist: Man sollte sich erst ernsthaft die Frage nach dem eigenen Lebensweg vorlegen, bevor man dann einen entsprechenden Weg geht.
Gott hat Ihnen Ihre Berufung nicht sofort gezeigt, sondern nach und nach. Wie war Ihr Weg dorthin?
Ich hatte das große Glück, in einer katholischen Familie aufzuwachsen. Die Heilige Messe besuchten wir seit jeher im Priesterseminar in Zaitzkofen. Dort empfing ich die Sakramente Taufe, Erstkommunion und Firmung, später dann auch die Priesterweihe. Das Ministrieren und den Katechismus lernte ich dort von Brüdern und Seminaristen. Mit 15 verbrachte ich zwei Jahre meiner Schulausbildung in den Schulen der Priesterbruderschaft in Diestedde und in St. Mary‘s in den USA. Dort habe ich gesehen, wie wichtig die Schulen als Werk sind und dass zahlreiche Familien ihren Wohnort gewechselt haben, um ihre Kinder in die Schulen der Priesterbruderschaft zu schicken. Das Umfeld ist eben entscheidend, wenn es darum geht, wie Kinder aufwachsen, und das Seelenheil zu wichtig, um das dem Zufall zu überlassen.
Wann wurde Ihnen Ihre Berufung klar?
Mein Abitur habe ich an einer normalen Schule gemacht. Durch mein dortiges Umfeld hatte ich mit Glaubesnzweifeln zu kämpfen. Nach den Abschlussprüfungen hatte ich dann die Möglichkeit, eine Reise nach Indien zu unternehmen. Im Waisenhaus der Bruderschaft erlebte ich dank meiner religiösen Vorprägung und Gottes Gnade eine tiefe innerliche Bekehrung, die meinen damaligen Lebenswandel komplett veränderte. Wenig später verspürte ich das erste Mal sogar den Ruf zum Priestertum. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland wurde mir nahegelegt, dass ich vor einem Eintritt ins Seminar meine Überzeugungen erst einmal festigen und mich in meinen Vorsätzen bewähren sollte. Ich zog daher ins Priorat der Kirche Patrona Bavaria in München, begann eine Heilpraktikerausbildung und egagierte mich viel in der KJB. Durch das gute Umfeld, die gleichgesinnten Freunde und mit der Begleitung meines Seelenführers konnte meine Berufung heranreifen. 2014 trat ich dann ins Priesterseminar ein und durfte im Juni 2021 die Priesterweihe empfangen.
Sie haben als junger Mann Stationen in den USA, Indien, Australien und an anderen Orten gemacht. Können Sie durch Ihre Erfahrungen den Jugendlichen vielleicht besonders etwas mitgeben?
Ich denke, alle Mitbrüder der Priesterbruderschaft sind sehr gut ausgebildet und verstehen die besonderen Nöte der Jugendlichen. Aber vielleicht kann ich an manchen Stellen aus eigenem Erleben besonders gut nachvollziehen, was für einen guten Kurs im Leben der Jugendlichen notwendig ist. Den Kampf um den richtigen Weg im Leben müssen wir unser ganzes Leben führen. Das nötige Rüstzeug hierfür möchten wir den jungen Leuten im Rahmen der KJB mitgeben.