Erzbischof Marcel Lefebvre - Die soziale Königsherrschaft unseres Herrn

Quelle: Distrikt Deutschland

Aus dem Buch „Sie haben Ihn entthront“

Der Indifferentismus proklamiert, dass es gleichgültig ist, ob der Mensch die eine oder die andere Religion bekennt; Pius IX. verurteilt folgende Irrlehre: 

„Der Mensch hat die Freiheit, die Religion zu ergreifen und zu bekennen, die er, geleitet vom Licht seiner Vernunft, als wahr beurteilt hat“ (Syllabus, verurteilter Satz Nr. 15), oder: 

„Die Menschen können den Weg zum Heil im Kult jeder beliebigen Religion finden“ (16. Satz); oder auch: „Man soll gute Hoffnung haben bezüglich des Heils derer, die sich keineswegs in der wahren Kirche Christi befinden“ (17. Satz). 

Die rationalistischen oder modernistischen Wurzeln dieser Sätze sind unschwer zu erraten. 

Zu diesem Irrtum tritt noch der Indifferentismus des Staates in religiösen Dingen: 

Der Staat macht es zum Prinzip, dass er nicht imstande ist, die wahre Religion als solche zu erkennen (Agnostizismus) und dass er sämtlichen Kulten dieselbe Freiheit gewähren muss. Er wird eventuell bereit sein, der katholischen Religion einen Vorrang de facto einzuräumen, weil sie die Religion der Mehrheit der Bürger sei, doch sie als wahr anerkennen hieße, so sagt er, die Theokratie wiederherstellen wollen; es hieße auf jeden Fall, so behauptet er, dem Staat eine Kompetenz zuschreiben, die er nicht hat, wollte man von ihm verlangen, über die Wahrheit oder Falschheit einer Religion zu urteilen. 

Diesen tiefgehenden Irrtum ebenso wie die katholische Doktrin von der sozialen Königsherrschaft unseres Herrn Jesus Christus wagte Msgr. Pie (damals noch nicht Kardinal) Napoleon III., dem Kaiser der Franzosen, darzulegen. 

Mit apostolischem Freimut erteilte er bei einer denkwürdigen Begegnung dem Monarchen eine Lektion in christlichem Recht, in dem, was man das öffentliche Recht der Kirche nennt. Mit diesem berühmten Gespräch will ich (…) schließen. 


Es war am 15. März 1856, berichtet P. Théotime de Saint Just, dem ich dieses Zitat entlehne, als der Bischof dem Kaiser, der sich schmeichelte, »für die Religion mehr getan zu haben als sogar die Restauration [durch Ludwig XVIII. nach der Französischen Revolution]«,  folgendermaßen antwortete:

„Es liegt mir daran, der religiösen Einstellung Eurer Majestät Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und ich weiß die Dienste anzuerkennen, Sire, die Sie Rom und der Kirche erwiesen haben, speziell in den ersten Jahren Ihrer Regierung. Vielleicht hat die Restauration nicht mehr getan als Sie? 

Doch lassen Sie mich hinzufügen, dass weder die Restauration noch Sie für Gott das getan haben, was zu tun war, weil weder sie noch Sie seinen Thron aufgerichtet haben, weil weder sie noch Sie den Prinzipien der Revolution abgeschworen haben, deren praktische Konsequenzen Sie gleichwohl bekämpfen; weil das soziale Evangelium, von dem sich der Staat inspirieren lässt, immer noch die Erklärung der Menschenrechte ist, die nichts anderes ist, Sire, als die ausdrückliche Leugnung der Rechte Gottes. 

Nun aber ist es Gottes Recht, den Staaten zu befehlen wie den Individuen. Allein um dessentwillen ist unser Herr auf die Erde gekommen. Er muss hier herrschen, indem er die Gesetze inspiriert, die Sitten heiligt, den Unterricht erleuchtet, die Beratungen leitet, das Handeln von Regierung und Regierten lenkt. Überall, wo Jesus Christus diese Herrschaft nicht ausübt, ist Unordnung und Verfall. 

Nun aber habe ich das Recht, Ihnen zu sagen, dass er nicht unter uns herrscht und dass unsere Verfassung weit davon entfernt ist, die eines christlichen und katholischen Staates zu sein. Wohl stellt unser öffentliches Recht fest, dass die katholische Religion die Religion der Mehrheit der Franzosen ist, aber es ist hinzugefügt, dass die anderen Kulte Anrecht auf gleichen Schutz haben. 

Heißt das nicht zugleich proklamieren, dass die Verfassung in gleichlaufender Weise die Wahrheit und den Irrtum schützt? Nun gut, Sire – wissen Sie, was Jesus Christus den Regierungen antwortet, die sich eines solchen Widerspruchs schuldig machen? 

Jesus Christus, König des Himmels und der Erde, antwortet ihnen: »Auch ich, ihr Regierungen, die ihr aufeinander folgt, indem ihr euch gegenseitig stürzt – auch ich gewähre euch einen gleichen Schutz. Ich habe diesen Schutz dem Kaiser, deinem Onkel [Napoleon I.], gewährt, ich habe denselben Schutz den Bourbonen gewährt, denselben Schutz Louis-Philippe [von Orléans], denselben Schutz der Republik, und auch dir wird derselbe Schutz gewährt werden«."

Der Kaiser unterbrach den Bischof: 

„Aber glauben Sie, dass die Zeit, in der wir leben, einen solchen Zustand gestattet und dass der Augenblick gekommen ist, diese ausschließlich religiöse Herrschaft zu errichten, die Sie von mir verlangen? Glauben Sie nicht, Monseigneur, dass man damit alle bösen Leidenschaften entfesselte?“ 

„Sire, wenn die großen Politiker wie Ihre Majestät mir einwenden, dass der Augenblick nicht gekommen ist, so kann ich mich nur verneigen, weil ich kein großer Politiker bin. Aber ich bin Bischof, und als Bischof antworte ich ihnen: Es ist also für Jesus Christus nicht der Augenblick gekommen zu herrschen; nun gut! dann ist auch für die Regierungen nicht der Augenblick gekommen, zu bleiben.“

 

Sie haben ihn entthront

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