Der Generalobere in Fulda – Predigt von Pater Pagliarani bei der Distriktswallfahrt
Der Generalobere während seines Vortrages im Propsteihaus in Fulda
Bei der diesjährigen Wallfahrt des deutschen Distrikts in Fulda am 7. und 8. September wurde den Teilnehmern eine besondere Ehre zuteil. Der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Davide Pagliarani, nahm an der Wallfahrt teil und hielt die Predigt am Sonntag im levitierten Hochamt. Wir dokumentieren hier die Predigt im Wortlaut:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Liebe Mitbrüder,
Liebe Gläubige,
Am Ende einer Wallfahrt fragen wir uns immer, was wir ändern können, wenn wir nach Hause und in unseren Alltag zurückkehren. Wenn wir uns die Mühe gemacht haben, an diesen beiden Tagen von Gebet und Buße teilzunehmen, dann deshalb, weil wir etwas in unserem Leben verbessern wollen.
Aber was tun?
Unser Herr gibt uns eine Idee. Am Ende seiner sehr langen Bergpredigt sagte er etwas, das für uns in diesem Moment gilt: „Wer meine Lehre hört und sie in die Tat umsetzt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf den Felsen baut. Selbst wenn der Regen fällt, der Wind weht und die Flüsse über die Ufer treten, steht dieses Haus immer. Im Gegenteil, wer auf mein Wort hört und nicht in die Tat umsetzt, ist wie ein Narr, der auf Sand baut.“
Was meint unser Herr damit?
Denken wir zunächst daran, dass wir bei der Rückkehr nach Hause auf die gleichen Schwierigkeiten stoßen werden, die wir vor der Wallfahrt auch schon hatten.
Die Winde, die unser Herr Jesus in seinem Wort erwähnt, stellen jene subtileren Versuchungen dar, die man weder sehen noch wahrnehmen kann: Es sind die Versuchungen, die uns am leichtesten überraschen, wie zum Beispiel Unbeständigkeit und Entmutigung.
Die überschwemmenden Flüsse stellen die heftigsten und daher am deutlichsten erkennbaren Versuchungen dar, wie Unreinheit und Wut.
Der Regen, der immer von oben auf die Dächer fällt, stellt die Versuchungen des Stolzes und der Prahlerei dar.
Wir werden diese Versuchungen wiederfinden, und sehr oft werden wir sie zusammen vorfinden: Regen, Wind, anschwellende Flüsse begleiten sich im Allgemeinen.
Jeder kennt diese Versuchungen: sowohl der Kluge als auch der Törichten. Aber die Klugen bereiten sich darauf vor, indem sie ihr spirituelles Leben auf Felsen und nicht auf Sand aufbauen.
Was bedeuten Sand und Fels?
Sand als Grundlage zu haben bedeutet, sein spirituelles Leben auf seinen natürlichen Fähigkeiten, auf seinen Talenten, auf seinen Empfindungen aufzubauen, ohne wirklich auf die Vorsehung zu vertrauen.
In diesem Fall ist das gesamte Gebäude schwach und instabil: Man wird schnell müde, man verliert den Mut, man verliert die Hoffnung, man ist versucht, alles aufzugeben. Diese Versuchung kann uns früher oder später überraschen.
Vielmehr bedeutet das Bauen auf dem Felsen, zuerst den Felsen zu suchen, also nach Unserem Herrn zu suchen, bevor man irgendetwas anderes tut. Sobald dieses Fundament gefunden ist, wird ihm ausnahmslos alles überlassen.
Das bedeutet zunächst, den Herrn in den Mittelpunkt unseres Lebens zu stellen und ihm nicht nur einen gewöhnlichen Platz zu reservieren. Wahre Liebe reserviert dem Geliebten nicht irgendeinen Platz, sondern weiht ihm letztlich ihr ganzes Herz.
Das bedeutet, nicht länger zwischen Unserem Herrn und der Welt gespalten zu sein.
Das bedeutet auch, ihm unerschütterlich zu vertrauen und sich ständig darum zu bemühen, seinen Willen für uns zu erkennen, ohne zu erwarten, dass er sich dem unseren anpasst.
Das bedeutet, die Schwierigkeiten und Kreuze eines jeden Tages in Frieden anzunehmen, als Mittel der Heiligung, die Er für uns wählt, und nicht als Ereignisse, gegen die wir rebellieren müssen.
Das bedeutet, diejenigen, die uns in unserem Leben begegnen und die unseren Herrn sein kostbares Blut gekostet haben, anzunehmen – und manchmal auch zu ertragen.
Mit einem Wort bedeutet dies, den Glauben zu leben.
Wir suchen oft nach dem Felsen und wenn wir ihn finden, sind wir beruhigt; aber in Wirklichkeit legen wir eine Sandschicht auf den Felsen selbst und bauen darauf. Wir sollten das nicht mehr tun.
Sie sehen, was heute in der Kirche passiert. Was ist die Wurzel der Krise?
Letztlich gibt es einen einfachen Grund:
Alles wurde auf einer Sandschicht neu aufgebaut: auf dem Menschen, auf seinen modernen Ideen, auf seinen kurzsichtigen Überzeugungen. Man hat vergessen, dass das Fundament der Kirche übernatürlich und göttlich ist und sich stark von den Meinungen und Erwartungen der einen oder anderen Generation von Menschen unterscheidet. Generationen vergehen, aber unser Herr bleibt für immer.
Denken wir immer daran: Die Welt wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um uns abzulenken, uns dazu zu bringen, nach anderen Prioritäten zu suchen.
Sie wird etwas Sand hinwerfen, damit wir unseren Glauben zwar nicht offen verleugnen, ihn aber auf die lange Bank schieben.
Wenn wir nicht auf die Welt hören, tappen wir nicht in diese Falle. Wir versuchen nicht um jeden Preis, Unvereinbares in Einklang zu bringen.
Dann werden wir immer in Frieden leben, ohne die Qual, uns immer wieder zwischen unserem Herrn und der Welt entscheiden zu müssen.
Alles wird uns leichter vorkommen, weil wir unser Haus auf den Felsen gebaut haben. Dann wird es viel einfacher sein, den Glauben an die neuen Generationen weiterzugeben: Sie werden ihn nicht nur von unseren Lippen hören, sondern an unserer Art zu leben erkennen.
Dies müssen wir heute von der Allerheiligsten Jungfrau Maria erbitten, an dem Tag, an dem wir die Weihe Deutschlands an ihr unbeflecktes Herz erneuern.
Im Namen des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes. Amen.
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