Das Leiden fruchtbar machen

Quelle: Distrikt Deutschland

Die gotische Wallfahrtskapelle von Bürglen (Bourgillon) vor den Toren von Freiburg i. Ue. (Fribourg) ist der Priesterbruderschaft St. Pius X. sehr teuer.  

Hier spendete Erzbischof Marcel Lefebvre im Februar 1970 die erste Subdiakonatsweihe für ein Mitglied der im Entstehen begriffenen Bruderschaft. (Deren Errichtungsdekret trägt erst das Datum des 1. November 1970). 

Schon am 20. Oktober 1969 hatte der Prälat mit den ersten Seminaristen, die sich um ihn geschart hatten, eine Wallfahrt nach Bürglen unternommen, um sich Unserer Lieben Frau zu weihen, die dort unter dem Titel Hüterin des Glaubens verehrt wird. 

Aber die Verbundenheit des Erzbischofs mit Bürglen geht weiter zurück. 

In Bürglen stand seit dem 1396 neben der Kapelle ein „Bonne maison“, ein Krankenhaus für Aussätzige. Diese hatten das Privileg, regelmäßig in in der nahegelegenen Stadt um Spenden zu bitten. 

In den Wirren der Reformation, aber auch in den Epidemien der Vergangenheit wurde die Jungfrau hier verehrt. 

Während der Pest von 1588 leitet Pater Canisius eine Pilgerfahrt von 3.000 Personen zur Jungfrau von Bourguillon. Hier schlug das katholische Herz der Freiburger Bürger, die sich hier die Bewahrung vor der Pest der Ketzerei erbaten.
 

Buerglen

Im 19. Jahrhundert wurde das Spital abgerissen, aber die Kranken aus dem ganzen Umland suchten die Kapelle auf, deren viele Exvotos von wunderbaren Krankenheilungen berichten. Bis heute gibt es eine jährliche Krankenwallfahrt. Die Muttergottesstatue stammt aus dem Spital.

Der Distrikt Schweiz der Bruderschaft besucht das Heiligtum am Nationalfeiertag, um das Land und die Bruderschaft der Hüterin des Glaubens anzuvertrauen.

1921 entstand das Œuvre des malades de Notre-Dame de Bourguillon, das Werk der Kranken von Bürglen.

Kranke konnten sich einschreiben, um ihre Schmerzen und Leiden mit dem Schmerzensmann für die Bekehrung der Sünder und insbesondere für die Missionen aufzuopfern. 

Erzbischof Lefebvre kam als Apostolischer Delegat mit Autorität über 64 Diözesen im französischsprachigen Afrika in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts nach Bürglen und schrieb sich dort in das Werk der Kranken ein mit der Bitte um geistliche Unterstützung für die Missionen in Afrika.


Am 7. August 1952 schrieb er in das „Goldene Buch“ des Werkes der Kranken von Bürglen einen „feierlichen Wunsch“:

Der Missionar fühlt sich oft schwach und machtlos angesichts der unermesslichen Aufgabe, die er zu vollbringen hat. Derjenige, der ihn ausgesandt hat, den Armen das Evangelium zu verkünden, hat ihm keinen leichten Erfolg versprochen. Daher sucht der Missionar auf allen Seiten nach jemandem, der ihm zu Hilfe kommen könnte, um die Seelen zu erleuchten, ihnen das Feuer der göttlichen Liebe einzugießen, während sie zu Millionen in der Finsternis des Irrtums und der Versklavung des Lasters dahindämmern. Der Kranke hingegen besitzt einen unergründlichen und geheimnisvollen Reichtum und sein großer Schmerz besteht darin, dass er manchmal glaubt, seine Leiden seien vergeblich, vergeblich für seine eigene Vervollkommnung, weil er nicht immer voller Ergebung ist, vergeblich für die anderen, weil der liebe Gott noch nicht zulässt, dass er um alle wunderbaren Wirkungen weiß, die seine Leiden in Vereinigung mit jenen des gekreuzigten Jesus hervorbringen.

So hat unser Herr in seiner unendlichen Weisheit gewollt, dass jeder sein Kreuz vereint mit ihm trägt. Besteht nicht zwischen diesen beiden Auserwählten des Herrn, dem Missionar und dem Kranken, wie auch zwischen dem Missionar und der beschaulichen Seele, eine geheimnisvolle Einheit in Jesus als Apostel und Jesus als dem Gekreuzigten? Ja! Gesegnet sei das Werk der Kranken von Unserer Lieben Frau von Bürglen, welches diese Vereinigung in unserem Herrn zwischen dem Missionar und dem Kranken Gestalt annehmen und wirksam werden lässt durch die Jungfrau als Apostel und die Mutter der Schmerzen.

Den zahlreichen, bereits ausgesprochenen Bitten füge ich diejenige des apostolischen Vikars vom Senegal hinzu, die Bitte für sein ganzes Vikariat und besonders für seine Missionsstationen bei den Sereren [die drittgrößte Volksgruppe Senegals mit gut 1,8 Millionen Personen], die in großer Zahl die Gnade der Taufe begehren. Ich werde die Patres, die in jener Gegend wirken, und alle anderen des Vikariates bitten, daß sie als Gegengabe für all die Kranken beten, die als besonderes Anliegen in der Aufopferung ihrer Leiden das Vikariat von Dakar bedenken.

Da ich überzeugt bin von der unermesslichen Wohltat, die diese Aufopferungen der lieben Kranken für alle Missionare entfalten können, empfehle ich die fünfzig Vikariate und apostolischen Präfekturen der apostolischen Delegatur von Dakar ihren wohlwollenden Absichten und danke ihnen zutiefst sowie auch denjenigen, die sich dem Werk der Kranken von Unserer Lieben Frau von Bürglen widmen.

Mögen unser Herr und die Jungfrau Maria sich würdigen, reichliche Segnungen auf unsere lieben geistlichen Wohltäter auszugießen.

+ Marcel Lefebvre

Apostolischer Delegat und Vikar von Dakar

Fribourg, am 7. August 1952


Tatsächlich gab es eine außerordentliche Entwicklung des Christentums auf dem schwarzen Kontinent: Um 1900 zählte Afrika eine Bevölkerung von ca. 100 Millionen Menschen, davon 1% Katholiken. Heute zählt Afrika etwas mehr als eine Milliarde Menschen, davon mehr als 18% Katholiken.

Im vom Erzbischof geschriebenen Reglement für die Seminare der Priesterbruderschaft St. Pius X. heißt es über den Wert des Leidens:

Falls sie [=die Seminaristen] erkranken, verunglücken oder durch den Tod der Eltern oder Angehörigen geprüft werden sollten, so mögen sie dabei nicht vergessen, dass die großmütige Annahme des Leids in Vereinigung mit unserem Herrn Jesus Christus eine unermessliche Gnade und Segensquelle ist. 

 
Versäumen wir also nicht, den „Schatz der Leiden“ für die Kirche und auch als Sühne für die namenlosen Beleidigungen Gottes in unseren Tagen fruchtbar zu machen.