Das Apostolat der Bruderschaft in Asien

Quelle: Distrikt Deutschland

Ein Interview mit Pater Patrick Summers

Mitteilungsblatt: Pater Patrick Summers, Sie sind in der Priesterbruderschaft St. Pius X. der Obere des Distrikts Asien. Könnten Sie sich den Lesern des Mitteilungsblattes kurz vorstellen?

Pater Patrick Summers: Zunächst einmal vielen Dank für die Gelegenheit, Ihre Leser ein wenig über die Arbeit der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Asien informieren zu dürfen. Meine Wenigkeit selbst wurde 1976 in Michigan in eine große katholische Familie geboren. Ich habe zwei Brüder und fünf Schwestern. Alle meine Geschwister sind inzwischen verheiratet und haben selbst große Familien.

Nach dem Schul- und College-Besuch trat ich 1996 in unser Priesterseminar Sankt Thomas von Aquin ein, das sich damals noch in Winona im US-Bundesstaat Minnesota befand.  Nach meiner Priesterweihe im Jahr 2002 durfte ich zwei Jahre lang erste Seelsorge-Erfahrung im Priorat in Post Falls im Bundesstaat Idaho sammeln, einer großen Niederlassung der Bruderschaft. Dann wurde ich vom Generalhaus nach Indien geschickt und verbrachte dort drei Jahre als Missionar. Danach holten mich meine Oberen nach England, wo ich zehn Jahre Schulleiter der St. Michel’s School, der seit 1991 bestehenden Internatsschule der Bruderschaft, gelegen in der wunderschönen Landschaft von North Hampshire, sein durfte.

Dann kehrte ich in meine Heimat zurück und durfte wieder Seelsorger sein in dem mir schon gut bekannten Priorat Post Falls. Das unter dem Patronat der Immaculata stehende Priorat ist eine der ersten überlieferungstreuen katholischen Zentren in den Vereinigten Staaten, das heute von über 600 Familien besucht wird. Fast 200 Schüler sind an der Immaculate Conception Academy für Jungen eingeschrieben. Seit 1991 gründeten am Ort die Dominikanerinnen von Fanjeaux auch eine Schule für Mädchen. Ein großer Segen.

 

2018 wurde ich von Pater Davide Pagliarani, der eben vom Generalkapitel zum Generaloberen gewählt worden war, zum neuen Oberen unserer Niederlassungen in Asien ernannt – mit Sitz in Singapur. Ich ersetzte meinen deutschen Mitbruder Pater Karl Stehlin, den Sie alle als Generalmoderator der Militia Immaculatae kennen und der jetzt unser schnell wachsendes polnisches Apostolat leitet.

Im vergangenen August hat mich Pater General in meiner Aufgabe für weitere sechs Jahre bestätigt. Sie sehen, die Priesterbruderschaft ist auf den verschiedensten Feldern missionarisch tätig.

Mitteilungsblatt: Hat Sie Ihre Ernennung nach Singapur 2018 überrascht?

Pater Patrick Summers: Ja, absolut. Ich war doch sehr froh, wieder in den Vereinigten Staaten zu sein. Der Anruf meines Oberen, der mir ankündige, eine neue Aufgabe zu übernehmen, war kann wie ein „kleiner Blitzschlag“, den ich mehrere Tage lang „verdauen“ musste. Doch Gottes Wege sind nicht unsere Wege und so ging ich bald darauf nach Asien und verbrachte einen Monat mit Pater Karl Stehlin, um von seiner Erfahrung zu lernen und so viele Informationen wie möglich aufzunehmen.

Das Apostolat in Asien ist ja ganz anders als das in Europa oder den USA.

Mitteilungsblatt: Was bedeutet „Distrikt Asien“, schließlich gibt es fast 50 Länder in diesem riesigen Kontinent.

Pater Patrick Summers: Richtig, wenn man „Asien“ sagt, sind sehr viele Ebenen zu unterscheiden. Leider kann die Bruderschaft nicht in allen in 50 Ländern wirken. Wir betreuen nur Katholiken in 12 Ländern dieser Weltgegend, in der mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt.

Wir würden dem Ruf der Vorsehung gerne folgen und Priester zu den Gruppen von ratlosen Katholiken schicken, die uns rufen.  Dafür brauchen wir Priester, viel mehr Priester. Wir haben Priorate in nur vier dieser 12 Länder und die übrigen Länder besuchen unsere Patres wöchentlich oder monatlich. Die Länder mit Messzentren sind: Indien, Sri Lanka, Vereinigte Arabische Emirate, Singapur, Malaysia, Indonesien, Philippinen, Japan, Südkorea, Hongkong und einige andere Länder, die ich jetzt nicht alle aufführe.

Mitteilungsblatt: Wie viele Priester, Ordensbrüder und Ordensschwestern gibt es im Distrikt?

Pater Patrick Summers: Derzeit haben wir 24 Priester und 15 Ordensbrüder. 15 Oblatinnen der Priesterbruderschaft St. Pius X. sind eine unverzichtbare Hilfe.

Wir betreuen einen Schwesternkonvent der „Trösterinnen des Herzens Jesu“ mit ihrem Waisenhaus und einen relativ neuen Konvent von Sühneschwestern.

Natürlich hätten wir gerne noch Hunderte weitere Priester, Brüder und Schwestern ... aber wir müssen beten und mehr Buße tun, um die Herzen der Jugend zu rühren, damit sie dem Ruf unseres Herrn folgten.

Es gibt den berühmten Brief des hl. Franz Xaver, den wir besonders verehren, an den hl. Ignatius von Loyola – ein Brief über die Missionarsberufungen, den er aus Indien schrieb.

„Wie viele Bekehrungen bleiben wegen des Mangels an Helfern, die sich des heiligen Werkes annehmen, in diesen Ländern noch zu wirken! Es packt mich, wie oft, das Verlangen, in die Universitäten Europas zu stürmen, schreiend mit lauter Stimme, wie einer, der nicht mehr bei Sinnen ist … Vor versammelter Sorbonne wollte ich’s ihnen zurufen: wie viele Seelen vom Wege des Heiles abkommen durch ihre Schuld, wie viele Seelen verlorengehen durch ihre Gleichgültigkeit!“ … Wenn sie mit gleichem Eifer, den sie den Studien zuwenden, auch jene Rechenschaft überdenken würden, die Gott, unser Herr, dereinst von ihnen fordern wird; wenn sie mit der nämlichen Wachsamkeit die ihnen vom Herrn verliehenen Talente prüfen wollten – wie viele von ihnen müssten erschüttert sein! Sie würden die Mittel zu ihrem Heile ergreifen, sie würden geistliche Übungen halten: diese Übungen ausersehen sie, im Innersten ihrer Seele den heiligen Willen Gottes erkennen zu lassen und ihn zu begreifen in seiner Tiefe. Und sie würden sich diesem göttlichen Willen fortan bereitwilliger als ihren eigenen Neigungen hingeben, sprechend: Herr! Siehe, hier bin ich. Was willst Du, dass ich tun soll? Sende mich, wohin Du willst, und wenn es gut ist, selbst bis nach Indien!"

Mitteilungsblatt: Wir hören oft von großen Schwierigkeiten für die Missionare in Asien. Was sind Ihrer Meinung nach einige der größten Herausforderungen für das Apostolat in Asien?

Pater Patrick Summers: Eine gute Frage, die sehr tief geht. Ich werde versuchen, einige der offensichtlichen Herausforderungen zusammenzufassen. Erstens sind wir – mit Ausnahme der Philippinen – in Ländern tätig, die entweder mehrheitlich buddhistisch, mehrheitlich hinduistisch oder mehrheitlich islamisch sind. Das macht natürlich das Leben für die kleine katholische Bevölkerung schwieriger, da sie von allen Seiten von Heiden umgeben ist. In einigen Ländern ist die Konversion zum katholischen Glauben verboten, an anderen Orten werden sogar Bürger, die bereits katholisch sind, auf verschiedene Weise verfolgt.

Ja, ein praktizierender Katholik in Asien zu sein, ist eindeutig eine Herausforderung.

Zweitens müssen sich ausländische Priester und Ordensleute an sehr unterschiedliche kulturelle Praktiken anpassen, viele verschiedene Sprachen sprechen und sich an manchen Orten sogar an ein forderndes Klima gewöhnen.

Diese Anpassungen erfordern sicherlich körperliche Stärke, aber noch mehr eine psychologische und spirituelle Stärke, die von der Gnade Gottes kommt. Wie unser göttlicher Meister sagte: „Bei den Menschen ist das unmöglich, aber nicht bei Gott; bei Gott ist alles möglich.“ (Matthäus 19,26)

Drittens haben die katholischen Diözesen und Gläubigen, genau wie in Europa, sehr unter den Fehlern des Modernismus und des falschen Ökumenismus gelitten. In jedem Land, in dem wir tätig sind, stoßen unsere Priester auf diese giftigen Irrtümer, die den Glauben schwächen und letztendlich zerstören. Viele Seelen guten Willens kommen in unsere Kapellen und Kirchen... sie sind hungrig nach dem unverkürzten Glauben. In vielen Fällen erzählen sie uns jedoch, dass sie in ihren modernistischen Gemeinden verhungern und oft ihren heiligen Glauben nicht kennen, obwohl sie viele Jahrzehnte lang jeden Sonntag zur Messe gegangen sind. Wenn sie ihren Glauben nicht kennen, wie können sie dann ihren Glauben lieben ... oder wie können sie überhaupt den Glauben bewahren? Es ist wirklich herzzerreißend, die Berichte von ratlosen Katholiken zu hören. Sie erzählen von schlechtem Katechismusunterricht, von defizitären Predigten, die Glaube und Moral nicht mehr benennen, von einem banalisierten Eheunterricht, von dem Unwissen, wie man den Beichtstuhl richtig benutzt …  und so vielen anderen Problemen. Nach hundert Jahren Modernismus ist der katholische Glaube in diesen Ländern schwächer denn je.

Noch schädlicher ist jedoch vielleicht die Akzeptanz eines falschen Ökumenismus in diesen Ländern. Die Idee, ihre Landsleute mit der Gnade Gottes zu bekehren und zur Kirche zu führen, ist fast zu einer mythologischen Geschichte geworden – etwas Unglaubliches für die meisten Katholiken in den Diözesanstrukturen.

Natürlich gibt es für diese beiden spirituellen Krankheiten – Modernismus und falscher Ökumenismus – ein Gegenmittel, das wir ständig durch die Lehre des katholischen Glaubens durch Predigten und Katechismus, mündlich und durch Bücher oder andere Medien verabreichen.

Viertens haben wir oft Schwierigkeiten, Land zu erwerben und Kirchen und Kapellen zu bauen aufgrund der hohen Grundstückspreise in den Megastädten Asiens. Man muss sich nur die durchschnittlichen Grundstückskosten pro Quadratmeter ansehen, um zu erkennen, wie schwierig es ist, sich ein Stück Land in einigen unserer Massenzentren (z.B. Tokio, Singapur, Hongkong, Seoul, Manila) zu leisten. Daher sind wir gezwungen, an vielen Orten Gebäude oder Büroräume für Messen zu mieten. Das ist nicht ideal, aber es ist der Glaube, der zählt, nicht die Gebäude.

Mitteilungsblatt: Es ist klar, dass die Gläubigen und Geistlichen dort vor vielen Herausforderungen stehen. Aber gibt es auch Lichtblicke inmitten der Schwierigkeiten?

Pater Patrick Summers: Ja, natürlich. Gott ist sehr großzügig in seinen Gnaden gegenüber den Seelen guten Willens. Es gibt einen ständigen Strom von Seelen, die den katholischen Glauben suchen, trotz aller Hindernisse. Manchmal werden sie von ihren katholischen Verwandten und Freunden gebracht, manchmal durch „zufällige Begegnungen“, bei denen Gottes Gnade sie auf seltsame, aber wunderbare Weise zu unseren Gottesdiensten führt. Tatsächlich sind die Priester unter der Woche in vielen unserer Priorate täglich und bis in die Abendstunden hinein mit ihren Katechismuskursen für Konvertiten beschäftigt, wenn die Menschen ihre tägliche Arbeit beenden. Es ist wirklich ein Trost, zu sehen, wie diese Seelen, von denen viele jahrelang in der Dunkelheit des Heidentums lebten, schließlich zur Erkenntnis des Evangeliums und der unendlichen Liebe unseres Herrn gelangen. Deo Gratias!

Mitteilungsblatt: Sie haben gerade den hl. Franz Xaver, den Patron der Weltmission genannt. Welche Stellung hat er im Aufbau der Kirche in Asien?

Pater Summers: Wow! Die Antwort auf diese Frage könnte ein ganzes Buch füllen!

Natürlich kann seine Rolle in der Geschichte nicht hoch genug eingeschätzt werden, insbesondere wenn man seine großartige Arbeit und seine Leistungen im Fernen Osten betrachtet. Obwohl er in einem relativ jungen Alter – mit 46 Jahren – starb, hätte der Erfolg seines Apostolats das Werk von zehn Missionaren sein können, die 50 Jahre lang gearbeitet hätten!

Er wirkte fast 500 Jahre vor unserer Zeit, und dennoch werden die Früchte seiner Arbeit noch immer geerntet. In vielen katholischen Regionen Asiens lassen sich die Wurzeln auf seine Predigten und sein Apostolat zurückführen.

Natürlich ist es ein großer Skandal und eine beschämende Situation, dass der Heilige Franz Xaver zwar als eine sehr wichtige Person angesehen wird, seine Methoden und sein Eifer für die Bekehrung von Heiden jedoch als „veraltet“ angesehen werden.

Man kann sich nicht vorstellen, dass der große Heilige Franziskus den giftigen Irrtum des falschen Ökumenismus toleriert hätte, nicht einmal für einen Moment. Er besaß die wunderbare katholische Tugend der brüderlichen Liebe, der Nächstenliebe, insbesondere der Liebe zur Rettung der Seelen.

Mitteilungsblatt: Vielen Dank für Ihre Zeit. Sie können sicher sein, dass unsere Leser für Ihr Apostolat und ihre katholischen Brüder im Fernen Osten beten werden. Haben Sie noch ein paar abschließende Worte an die Leser des Mitteilungsblatts?

Pater Summers: Es war mir eine Freude, unser Apostolat bekannter zu machen.

Wir werden unser Distriktmagazin bald in deutscher Sprache veröffentlichen. Ihre

Leser können eine E-Mail an [email protected] senden, um ihre Adresse in die Verteilerliste aufzunehmen. Ansonsten zählen wir auf Ihre Gebete und Unterstützung bei unseren Bemühungen, allen Nationen unseren Herrn zu bringen. Vielen Dank.

Betrachten wir oft das Wort des Herrn über die Mission: „Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 28)