„Die alte Messe ist die Messe von morgen“

Quelle: Distrikt Deutschland

Vor zwei Jahren wurde die Immaculata-Kirche in den USA geweiht 

Jetzt ist es schon zwei Jahre her. Am 3. Mai 2023 konsekrierte Weihbischof Bernard Fellay nach den uralten Zeremonien des überlieferten Römischen Pontifikalbuches in der Stadt Saint Marys im US-Bundesstaat Kansas ein Gotteshaus (ausschließlich) für die alte Messe.


Die Kirche wurde der Immaculata zu Ehren errichtet, deren fast vier Meter hohe vergoldete Statue, die auf der Kuppel der Kirche im romanischen Stil steht, über das Land und die Menschen wacht. Das Gotteshaus ist weltweit der größte Sakralraum, den die Bruderschaft errichtet oder erworben hat.
 

Statue auf der Kuppel der Kirche in St. Marys

Im ganzen Bundesstaat Kansas, in einem Radius von 500 Kilometern, gibt es kein größeres katholisches Gotteshaus.

Die beiden Kirchtürme ragen 30 Meter in die Höhe. Auf fast 3000 Quadratmetern finden in den Kirchenbänken 1.500 Gläubige während der Liturgien und Gottesdienste ihren Platz. In allen acht Beichtstühlen wird täglich das Bußsakrament gespendet. Der Hochaltar und die sechs Seitenkapellen wurden von talentierten Kirchenmalern gestaltet. 
 

St. Marys Gemälde

Das Mitteilungsblatt sprach via Telefon mit dem Familienvater James Vogel, der mit seiner Frau und seinen sechs Kindern in Saint Marys wohnt und seit vielen Jahren für Angelus Press, den Verlag der Bruderschaft, arbeitet. Wie hat er die letzten zwei Jahre erlebt?

„Die größte Veränderung ist das greifbare, prächtige, schöne, richtige Zuhause für unseren Herrn, vor allem nach den vierzig Jahren, in der die heilige Messe in Saint Marys in einer umgebauten Turnhalle zelebriert werden mußte.“ Es habe vorher so wenig Platz gegeben, dass sonntags sieben Messen hintereinander gelesen bzw. gesungen wurden, um allen Gläubigen Platz zu bieten. Das sei auch für die Gemeindeentwicklung hinderlich gewesen. „Viele Gläubige bleiben heute auch nach der heiligen Messe beieinander stehen, da es nicht so eilig ist, die Kirche zu leeren, damit die nächste Messe beginnen kann.“ Ein großer neuer Pfarrsaal biete Platz für Katechismus, Glaubensvorträge und Gemeindeveranstaltungen.

Man habe jetzt in der Kirche endlich ausreichend Sitzplätze, um mit der Familie zusammen der heiligen Messe zu folgen. Man könne den Altar von überall aus sehen und die Predigten gut hören. Das war in der alten provisorischen Kapelle nicht möglich.
 

St. Marys Sonntags

Für den Bau mussten rund 43 Millionen Dollar aufgebracht werden – ausschließlich von Spenden. 

Das Städtchen Saint Marys im ländlichen Bundesstaat Kansas ist tatsächlich der geographische Mittelpunkt der Vereinigten Staaten. Die Jesuiten errichteten hier aus diesem Grund im Jahr 1840 eine Missionsstation und ein College unter dem Patronat der allerseligsten Jungfrau. Als Folge des II. Vatikanums verließ die Gesellschaft Jesu diesen Ort. Die Priesterbruderschaft konnte die Gebäude im Jahr 1979 erwerben und errichtete eine Schule. Eine alte Kirche wurde Raub eines Brandes. Jahrzehntelang mußten die Gläubigen in einer provisorischen Kapelle die heilige Messe besuchen. Trotzdem begannen Gläubige aus den verschiedenen Gegenden der USA, nach Saint Marys umzuziehen – der Messe wegen, der katholischen Schule wegen. Heute leben hier über 4.000 traditionstreue Katholiken, die sonntags in der neuen Immaculata-Kirche die überlieferte heilige Messe besuchen. 1000 Kinder besuchen die verschiedenen Bildungseinrichtungen – vom Kindergarten bis zum College.

Unter dem Titel „The Top Ten Stunning 21st Century Catholic Churches In The USA“ präsentiert jüngst der englischsprachige YouTube-Kanal „Purely Catholic“ die zehn beeindruckendsten Kirchen, die erst im 21. Jahrhundert in den USA gebaut wurden. Die Kirche der Immaculata in St. Marys erreichte einen Spitzenplatz. Wenn – so der YouTube-Film gleich zu Anfang – man an schöne Kirchen denke, begäben sich die Gedanken meist in längst vergangene Jahrhunderte. Denn, so weiter der Beitrag, modernen Kirchen würde vielfach etwas fehlen. Aber es gebe auch beeindruckende Ausnahmen: sakrale Bauten, gebaut im 21. Jahrhundert, die aber zeitlose Schönheit mit innovativem Design verbinden würden – so wie in St. Marys.



Sonntags seien jetzt mehr als viertausend Gläubige in den vier heiligen Messen anwesend. „Und es werden mehr.“ Die Katholiken wären dankbar für das große Beichtangebot. Dreizehn Priester versorgten die Gemeinde. Jüngst habe es eine „Volksmission“ im alten Stil gegeben.

James Vogel spricht mit großer Liebe zum Detail von der Kirche. Der Neubau habe z.B. mehrere Emporen, darunter sei auch ein „Schreiraum“ mit Fenster in die Kirche für die vielen Kleinkinder mit ihren Müttern. Für ältere oder beeinträchtigte Gottesdienstbesucher gäbe es sogar einen Aufzug.

Gewonnen hätte auch die Musica sacra. Das sei nicht nur der guten Akustik geschuldet, sondern auch den vielen freiwilligen Sängern und Musikern der Gemeinde und den kirchenmusikalischen Möglichkeiten eines großen Gotteshauses.

James Vogel sieht die Gemeinde im Wachstum. „Weit über 100 Taufen im Jahr und über vierzig Eheschließungen“ zählte er im vorigen Jahr.

Als Familienvater sei ihm auch das an mittelalterlichen Vorbildern umgesetzte Bildprogramm wichtig: „Die gesamte Kirche ist ein Katechismus der Muttergottes: die Gemälde, die Symbole, die Wahl der Steine.“
 

Heilige Eucharistie

Kompromisslose Schönheit für die Mutter Gottes

Als Vorbild für die Ausmalung der Immalata Kirche in St. Mary´s diente die Kunst der Basilika St. Godehard in Hildesheim. Das Atelier Evergreene Architectural Arts führte die Arbeiten aus.

Die Immaculata Kirche lädt zum Nachdenken über die Stellung Mariens in der Heilsgeschichte ein. Dargestellt sind hauptsächlich Szenen aus dem 7. und 12. Kapitel der Geheimen Offenbarung, und vier marianische Szenen aus den Evangelien.

Den Künstlern über die Schulter geschaut

Ein wichtiges Detail erwähnt er am Ende des Gespräches noch: „Die herrlichen Glocken mit ihren verschiedenen Tönen sind in der ganzen Stadt zu hören, sie sind allen bekannt und man erkennt, was sie bedeuten. Sie rufen uns zur heiligen Messe und zu den Sakramentsandachten, sie läuten bei Beerdigungen und Todesfällen und markieren mit dem Angelus-Geläut den Tag.“

Die Gemeindeentwicklung sieht er realistisch. Der Zuzug nach Saint Marys werde weitergehen, gerade auch nach dem Angriff von kirchlichen Autoritäten auf die überlieferte Messe durch „Traditionis custodes“. Die Gläubigen würden die katholische Normalität suchen. Sie hätten die Nase voll von dem Modernismus und Progressismus, der sich in Raum der Kirche so hartnäckig halte. Die lateinische Messe werde – wie auch die anderen Messezentren der Bruderschaft in den USA – weiter katholische Gläubige anziehen.

„Die alte Messe ist die Messe von morgen. Daran besteht kein Zweifel.“ 
 

St. Marys Anlage