Abschied im Priorat Bonn: Die Gemeinde dankt ihrem Prior Pater Horst Bialek

Wie in jedem Jahr kam es auch in diesem Jahr zu Versetzungen von Priestern im deutschen Distrikt. Traditionell erfolgen diese Versetzungen am Fest Mariä Himmelfahrt, am 15. August. Auch im Priorat Christkönig in Bonn wurde der Prior, Pater Horst Bialek nach sechs Jahren von Bonn nach Weihungszell versetzt. Die Bonner Gemeinde musste Abschied nehmen von ihrem beliebten Prior. Aus diesem Anlass haben die Mitglieder der Gemeinde eine Abschiedsfeier vorbereitet und Wolfgang Koch hielt eine Abschiedsrede, die wir hier dokumentieren.
Zum Abschied von Pater Horst Bialek aus dem Priorat Christkönig am 12. Sonntag nach Pfingsten 2024
Hochwürdiger Herr Prior,
lieber Pater Bialek,
Ihr Wirken im Priorat Christkönig dankbar umreißen zu dürfen, ist mich nicht nur eine große Ehre, sondern auch eine ganz persönliche Freude.
Es ist kaum zu glauben! Schon sechs Jahre sind verstrichen, seitdem Sie zu uns nach Bonn kamen! So sehr sind Sie uns ans Herz gewachsen, dass uns diese Zeit dennoch lang und ereignisreich vorkommt. Ihr Wirken im Rheinland lässt sich in drei Phasen unterteilen, die anfängliche Prägung des Priorats, die schwere Prüfung der Corona-Zeit und schließlich die Erholung von der Krise. Heute können Sie ein gesundes, lebendiges und gewachsenes Priorat Ihrem Nachfolger Pater Christian Schneider übergeben. Wie schade, dass Sie uns verlassen müssen!
Im Vergleich zu Ihrem Wirken im Göffinger Priorat Heilig Geist war Ihre Bonner Zeit jedoch kurz. Unmittelbar nach Ihrer Priesterweihe kamen Sie im Jahr 1990 dorthin, in die Heimat Pater Schmidbergers, der wie kaum ein anderer den Geist Erzbischof Lefebvres repräsentiert. In diesem Weinberg arbeiteten Sie 28 Jahre, fast fünfmal so lang wie in Bonn.
Offenbar weiß die göttliche Vorsehung, dass ein Bonner Prior sehr sorgfältig vorbereitet werden muss, auch durch die Fürsorge der Göffinger Schwestern, um dieses schwierige Amt zu übernehmen. Denn das Rheinland ist ja gewissermaßen ein „Wilder Westen“, wenn man es aus der Perspektive des lieblichen Oberschwabens betrachtet mit seiner süddeutsch-freundlichen Mentalität. Mich hat es jedenfalls sehr berührt, als Sie nach einiger Zeit anhänglichen Besuch von Ihren oberschwäbischen Schafen erhielten, die nach Ihnen sehen wollten. Sie glaube aber, sie sind beruhigt zurückgekehrt.
Das Bonner Priorat haben Sie in keiner ganz leichten Zeit übernommen und dennoch sehr schnell das Vertrauen der Bonner, aber auch der Kölner und der Koblenzer Gemeinden gewonnen. Mir persönlich ist aufgefallen, wie rasch es Ihnen gelang, gemeinsam mit Ihren Confratres eine sich untereinander herzlich zugetane Priestergemeinschaft zu formen, deren guter Geist auf die Gläubigen ausstrahlt.
Aber schon bald erwartete Sie eine harte Prüfung, die Bewältigung der Corona-Krise für unser Priorat. Mir ist bei ihrem priesterlichen Wirken in dieser schweren Zeit durch den Kopf gegangen, was Bischof seinen Weihekandidaten einschärft: „Sint providi cooperatores ordinis nostri. – Sie mögen umsichtige Mitarbeiter unseres Ordnens werden“, wie man ordinis nostri vielleicht übersetzen könnte, der Ordnung des Christkönigs also, dem unser Priorat geweiht ist, zugleich des Guten Hirten, die auch im Sturm aufrecht zu erhalten ist. Denn der Friede, dessen wir Schafe bedürfen ist, um geistlich zu wachsen, ist die Ruhe der Ordnung, einer Ordnung, die umsichtig bewahrt werden muss.
So wie ich es persönlich erlebt habe, stellten Sie sich in der Corona-Zeit mutig dieser Aufgabe, in der Sie als umsichtiger Prior gefordert waren, als geistlicher Hirte mit Amtsautorität, dem die göttliche Hilfe zugesagt ist. Ich glaube, dies meinte der Bischof, als er Ihnen bei Ihrer Priesterweihe die Stola reichte: „Accipe iugum Domini: iugum enim eius suave est, et onus eius leve. – Nimm hin das Joch des Herrn; denn sein Joch ist süß und seine Bürde leicht.“ Sie haben dieses Joch des Christkönigs und Guten Hirtens, in größter Treue getragen und Ihre priesterlichen Leitungsaufgaben auch unter äußerst schwierigen Bedingungen sehr gut gelöst.

Ich fürchte, wir Bonner Schafe haben es Ihnen als unserem Hirten dabei vielleicht nicht immer ganz leicht gemacht… Dennoch habe ich von Ihnen zwar manchen Seufzer, aber nie ein böses Wort über uns gehört. Bitte seien Sie sich gewiss, wie überaus dankbar wir Ihnen dafür sind, dass Sie uns auch in der schlimmsten Corona-Zeit den Zugang zum heiligen Messopfer und zur heiligen Beichte offenhielten. Dies geschah in größter Treue zu Ihrer priesterlichen Berufung, unter persönlichen Opfern und mit großem organisatorischem Aufwand. War dies nicht der Auftrag, den Ihnen Ihr Weihebischof gab, als er Sie Kelch, Patene, Hostie berühren lies: „Empfange die Gewalt, Gott das Opfer darzubringen und Messen zu lesen.“
Ganz offen muss ich Ihnen bekennen, dass ich selbst in der Corona-Zeit das heilige Messopfer tiefer und in größerer Dankbarkeit zu schätzen gelernt habe. Mir wurde nämlich bewusst, wie wenig selbstverständlich es ist, an jedem Sonntag dem Heiligen Messopfer beiwohnen zu können – „Selig die Augen, die sehen, was ihr seht“, hieß es heute im Evangelium. „Viele […] wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen.“ Von heute auf morgen könnte uns dieser Schatz auch genommen werden. Ganz sicher ist es nicht nur mir so ergangen. In diesem Sinne hatte also das Corona-Virus auch sein Gutes, so wie jede Prüfung, die wir allerdings auch für uns fruchtbar werden lassen müssen.
Wir Gläubige haben uns immer gefreut und waren dankbar, lieber Herr Pater Bialek, wenn die Sakristeiglocke läutete und Sie zur Zelebration einzogen, so wie heute. Ihre ganz auf das heilige Opfer und auf das Altarssakrament ausgerichtete Ars Celebrandi, wenn ich mich so ausdrücken darf, hielt hier in Bonn eine Oase der Hoffnung lebendig. Denn inmitten der geistigen Wüste und der weltlichen Wirren unserer Zeit ermöglichten Sie authentisches kirchliches Leben, ließen uns katholischen Geist atmen, wieder Mut fassen und auf das Land hoffen, „in dem Milch und Honig fließt“, von dem heute das Offertorium sang.
Betonen möchte ich aber auch Ihre immer ausgearbeiteten und klar artikulierten Predigten. Stets nahmen sie einen Gedanken der göttlichen Liturgie auf, die Sie am jeweiligen Sonntag zelebrierten, so wie heute, als der Pharisäer den Herrn fragte, wer denn sein Nächster sei. Heute geht es nicht um irgendeine individuelle Originalität. Gefordert ist vielmehr die lehramtsgetreue Auslegung der Heiligen Schrift und des Depositum Fidei. Nur so wird der Glaube der Messbesucher befestigt. Es ist diese Haltung als Zelebrant und als Prediger, die im Mittelpunkt Ihres Bonner Wirkens stand und in den Kapellen natürlich, die Sie betreuten.
Neben dem Glauben und der Hoffnung möchte ich aber noch eine weitere geistliche Wohltat ansprechen, die Sie unermüdlich ausspendeten. Immer wieder haben Sie uns eingeschärft, wie notwendig die Nächstenliebe ist, so wie heute in Ihrer Predigt, an der die wir uns wie an ein Vermächtnis erinnern werden. Ohne die Nächstenliebe verharren wir Gläubigen nicht nur im geistlichen Stillstand, sondern verwahrlosen und versinken im Sumpf. Auch dieses besondere Kennzeichen Ihres Bonner Wirkens wurzelt im Auftrag Ihres Weihebischofs, als er Ihnen das Messgewand reichte: „Nimm hin das priesterliche Gewand, das die Liebe versinnbildet“, heißt es in der Weihepräfation, „denn Gott ist mächtig, in Dir die Liebe wachsen zu lassen und dein Werk zu vervollkommnen“.
Traurigen, aber umso dankbareren Herzens nimmt heute Ihre Bonner Gemeinde von Ihnen Abschied und wünscht Ihnen inständig den mächtigen Segen unseres Herrn Jesus Christus und die mütterliche Liebe Mariens, seiner hochheiligen Mutter, die Sie wie ein Messgewand umhüllen soll, „per quam caritas intelligitur – das die Liebe versinnbildet“.
Der liebe Gott möge Ihnen, lieber Herr Pater Bialek, alle Ihre Mühen mit uns vergelten und die geistlichen Wohltaten des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, die Sie uns gespendet haben. Behalten Sie uns in Ihrem priesterlichen Herzen! Ich könnte mir gut vorstellen, dass manche Ihrer Bonner Schafe Sie an Ihrem neuen Wirkungsort in Weihungszeit so aufsuchen, um nach dem Rechten zu schauen und ob es Ihnen gut geht, wie vor einigen Jahren Ihre Göffinger Schafe in Bonn.