Zurück in die 70er-Jahre!

02. September 2021
Quelle: Distrikt Deutschland

Kommentar des deutschen Distriktoberen, Pater Stefan Pfluger, zu „Traditionis custodes“

Das Motu Proprio „Traditionis custodes“ vom 16. Juli 2021 – mit seinem Inhalt befasst sich der nächste Artikel – hat die „Freigabe“ der alten Liturgie zurückgenommen. Wir haben das Motu Proprio von Papst Franziskus und den dazugehörigen Brief an die Bischöfe mit großer Sorge und mit tiefem Schmerz wahrgenommen. Die Krise der Kirche hat damit einen neuen Höhepunkt erreicht.

Der altehrwürdige tridentinische Messritus wird behandelt, als wäre er etwas Verbotenes. Alle, die ihn feiern und dem Novus Ordo vorziehen, bekommen den Anschein, entweder unverbesserliche Nostalgiker zu sein oder Verweigerer der Realität oder – noch schlimmer – eine Gefahr für die Einheit der Kirche. Man fühlt sich geradezu in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts zurückversetzt. Damals wurden die liturgischen Neuerungen von ideologisierten Klerikern oft gegen den Willen der einfachen Gläubigen durchgedrückt. Nicht zu jubeln, galt als verdächtig, sich dagegen zu stellen geradezu als Verbrechen. Es waren die Jahre, in denen alles unternommen wurde, um unsere Priesterbruderschaft St. Pius X. zu vernichten.

Sie war von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet worden, um den Schatz der Tradition zu erhalten, der seinen schönsten Ausdruck in der altehrwürdigen Form der Liturgie findet. Die Haltung, die unser verehrter Gründer Erzbischof Marcel Lefebvre (1905–1991) gegenüber dem Zweiten Vatikanischen Konzil und den daran anschließenden Reformen eingenommen hat, wird durch diese neueste Entwicklung auf traurige Weise bestätigt. Ohne ihn, diesen Athanasius des 20. Jahrhunderts, wäre das weltweite Aufblühen des alten Ritus, das so vielen Progressisten ein Dorn im Auge ist, nicht denkbar.

Wir wiederholen mit fester Überzeugung, was Erzbischof Marcel Lefebvre schon in seiner Grundsatzerklärung aus dem Jahr 1974 formuliert hat:

Keine Autorität, auch nicht die höchste Autorität in der Hierarchie, kann uns zwingen, unseren Glauben, der vom Lehramt der Kirche seit neunzehn Jahrhunderten eindeutig formuliert und verkündet wurde, aufzugeben oder zu schmälern. […] Man kann nicht tiefgreifende Veränderungen auf dem Gebiet der ‚lex orandi‘ – ‚der Liturgie‘ – vornehmen, ohne dadurch die ‚lex credendi‘ – ‚das Glaubensgesetz‘ – zu verändern.

Die alte Liturgie ist Ausdruck des überlieferten Glaubens. Sie soll offensichtlich eliminiert werden, weil sie nicht zum neuen Glauben passt. Der Schlag gegen die überlieferte Liturgie ist daher ein Schlag gegen den überlieferten Glauben.

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. hat kein anderes Ziel, als die unverkürzte Verkündigung des katholischen Glaubens. Erzbischof Lefebvre schreibt in seiner Grundsatzerklärung:

Die einzige Haltung der Treue gegenüber der Kirche und der katholischen Lehre besteht, um unseres Heiles willen, in der kategorischen Weigerung der Annahme der Reform. Deshalb setzen wir unser Werk der priesterlichen Ausbildung unter dem Stern des Lehramtes aller Zeiten fort, ohne Bitterkeit, Rebellion oder Groll. Wir sind davon überzeugt, dass wir der heiligen katholischen Kirche, dem Papst und den zukünftigen Generationen keinen größeren Dienst erweisen können.