
Pater Thomas Bücker wurde vor 25 Jahren im Priesterseminar Herz Jesu im bayerischen Zaitzkofen als Mitglied der Priesterbruderschaft St. Pius X. zum katholischen Priester geweiht.
Sein Bonner Priorat Christ-König feierte dieses Jubiläum mit einem Festhochamt und einem Empfang im Gemeindesaal. Auf Bitten von Pater Prior Horst Bialek überbrachte Prof. Dr. Wolfgang Koch die Glückwünsche der Gläubigen und hielt eine kleine Ansprache.
Lieber Herr Pater Bücker,
ganz unverdient habe ich die Ehre, Ihnen heute im Namen des Bonner Priorates Christkönig und seiner Kapellen aus unser aller ganzen Herzen zum Silbernen Priesterjubiläum zu gratulieren. Für mich persönlich verbindet sich diese Ehre mit besonderer Freude, da meine Frau, meine Töchter und ich selbst diese lange Zeit über an Ihrer Hirtensorge Anteil haben durften. Meinen Sohn hatten Sie 2001 getauft.
1997 kamen Sie gleich im Anschluss an Ihre Priesterweihe nach Bonn, nachdem Sie 1991 ins Priesterseminar Herz Jesu eingetreten waren. In den ersten Jahren war Ihnen die Kapelle in Köln anvertraut. Nach zweijähriger Unterbrechung im Priorat Essen wurde die Koblenzer Kapelle Mariä Heimsuchung Ihr hauptsächlichster Wirkungsort und blieb es bis heute.
Gehört von Ihnen hatten wir aber schon vor Ihrer Seminaristenzeit. Denn unser Freund Georg Maeßen erzählte uns von einem Schüler, auf den er in einem Fotogeschäft aufmerksam wurde. Sie hatten dort Fotographien Papst Pius‘ XII. zur Überarbeitung in Auftrag gegeben. Er sprach Sie folgenreich an … Ich glaube, dies war Ihr erster Kontakt zur Priesterbruderschaft St. Pius X.
Wir hatten Sie aber auch schon als Seminaristen erlebt. Als Leiter der Choralschola waren Sie in Zaitzkofen ja auch nicht zu überhören. Ihre Liebe zum Gregorianischen Choral verbindet uns also ebenfalls. Erst neulich hatten Sie erzählt, wie sehr Sie sich auf das Proprium freuten, wenn Sie das Bonner Hochamt einmal zelebrierten, da es dort besonders schön gesungen würde. Aber auch Ihre Liebe zur geistlichen Musik insgesamt hat Ihre Gläubigen schon oft durch Ihre Hinweise auf eher unbekannte Komponisten bereichert, gerade auch auf solche der Gegenwart.
Über das normale Prioratsleben hinaus kamen meine Frau und ich uns vor allem während des Mariologischen Weltkongresses 2016 in Fatima näher, an dem Sie mit Pater Firmin Udressy teilgenommen hatten. Wie wichtig die Botschaft von Fatima für unsere Zeit noch werden wird, zeigte ja die Weihe am 25. März.
Es wäre unangemessen, wenn ich als Laie über das Geschenk des heiligen Priestertums spräche. Das hat Herr Pater Bialek ja bereits in seiner Festpredigt getan, die uns alle sehr berührte. Aber vielleicht darf ich heute über das „heilige Schaftum“ sprechen. In welcher Haltung sollen schlangenkluge Schafe, also wir Laien, uns Hirten suchen, die wie Sie selbst, lieber Herr Pater Bücker, den „Guten Hirten“ vertreten, und ihnen folgen?
Dumme Schafe, die ihren guten Hirten nicht mehr folgen, gehen in die Irre. Wir sehen das im Umfeld des sogenannten „Synodalen Weges“. Aber beobachten wir nicht auch im Bereich der katholischen Tradition fehlenden Abstand zu uns selbst und unseren subjektiven Vorstellungen? Erbarmungsvoll spricht der Herr selbst von den oves vexati, den „Wutschafen“, die geplagt daniederliegen, weil sie keine rechten Hirten haben. Aber wie leicht machen wir es unseren guten Hirten, uns zu führen? Wie korrigierbar sind wir, wenn wir uns einmal geistig verlaufen?
Unter allen Sonntagen des Kirchenjahres ist es der Sonntag vom Guten Hirten, der unser Herz als Schafe nach dem Jubel der Osterfreude innig berührt. Denn im Choral singt die Braut des Lammes davon: Ego sum pastor bonus, alleluja: et cognosco oves meas, et cognoscunt me meae, alleluja, alleluja.
Der auferstandene Herr selbst ist es, der sich in göttlicher Vollmacht zu seinem Hirtenamt bekennt und seine Schafe kennt, die er ins Weite führt, auf die Bergweide der Bergpredigt, zum Beispiel. Dilatasti mihi, singen die Schafe in den Psalmen so oft oder exaudivit me in latitudine Dominus, „er erhörte mich ins Weite“, wie in der Sonntagsprim. Aber damit nicht genug. Der Gute Hirte lässt sich von seinen Schafen auch er-kennen. Wer sich mit dem Lied der Kirche verbindet, ja es sogar mitsingen darf, hört in der Choralmelodie des me meae das zarte, liebevolle Blöken heiliger Schafe heraus, die der Stimme ihres Guten Hirten erkennend antworten und ihm ins Weite folgen.
Welche Antwort sollen wir Schafe auf den Ruf des Guten Hirten geben, um unserer Berufung zum „heiligen Schaftum“ zu folgen? Wie wäre das Blöken heiliger Schafe in die Menschensprache übersetzen? Zu welchem großen Ziel führt der Gute Hirte uns, seine Schafe, durch seine Priester ins Weite seiner guten Weide?
In der natürlichen Ordnung sind Schafe für die Menschen da. Sie kleiden sie durch ihre Wolle, nähren sie durch die Milch und den Käse, den man aus ihr macht, auch durch ihr Fleisch. Materiell, aber auch im geistig übertragenen Sinne besteht die Berufung der Schafe genau darin, die Berufung der Laien, Männer, Frauen, und Kinder, durch ihr „heiliges Schaftum“ die Welt zu nähren und wärmen.
Die Berufung zum Schaftum beinhaltet, dass die Schafe von ihren Hirten gut genährt sein sollen. In loco pascuæ ibi me collocavit. Super aquam refectionis educavit me, heißt es in der Donnerstagsprim. Wer aber führt uns Schafe auf die fette Weide und zu den frischen Wasserquellen? Und was genau nährt sie dort? Beim Wunder der Brotvermehrung, das auf das Allerheiligste Altarssakrament verweist, heißt es ja ausdrücklich erat autem foenum multum in loco, es war viel Gras dort, es war also eine fette Weide.
Sie, lieber Herr Pater Bücker, haben uns Schafe in den 25 Jahren Ihres heiligen Hirtentums dorthin geführt, zur fetten Weide und der Quelle des Heiligen Messopfers. Vorbereitet haben Sie uns zum Beispiel durch Ihre stets gut vorbereiteten, verständlichen und gehaltvollen Predigten, durch Ihren verständnisvollen und manchmal zur Recht strengen Zuspruch im Beichtstuhl und durch Ihren lebensklugen Rat außerhalb.
Für die „Endverbraucher“, sozusagen, die von der Wolle, der Milch, dem Käse und Fleisch der Schafe leben, ist es allerdings am Ende nicht besonders wichtig, wer nun im Einzelnen der Hirt eines bestimmten Schafes war, wenn es nur fett ist und gute Wolle gibt.
Wem sollen Schafe folgen, die ihre Berufung zum „Schaftum“ erfüllen und geistlich fett werden wollen? Denn nur so nähren und wärmen sie ja andere, materiell und übertragen. Solche fetten Schafe, die gute Wolle geben wollen für ihre Familien und Gemeinden, für ihre Arbeitswelt, aber auch für die Kirche und Welt im größeren Rahmen, suchen sich schlangenklug Hirten wie Sie, lieber Herr Pater Bücker, und meiden die „Mietlinge“.
Sie suchen sich Hirten, die sie zum Guten Hirten führen und sie nicht zu followers ihrer selbst machen. Sie suchen sich Hirten, die kein Schaf „abschreiben“, sondern ihm nachgehen, es finden und zur Herde zurückführen. Und sie suchen sich Hirten, die ihnen nicht nach dem Mund reden, sondern von denen sie lernen und wenn nötig auch korrigiert werden. Gerade in Zeiten der Verwirrung bedürfen Schafe der Korrektur, des Hirtenstabes, des Hütehundes. Auch diese so wertvolle Orientierung haben Sie uns Schafen gerade in den vergangenen und sehr schwierigen beiden Jahren immer wieder gegeben, „sei es gelegen oder ungelegen“. Auch dafür sagen wir Ihnen heute herzlichen Dank. Lieber Herr Pater Bücker, bitte bewahren Sie sich Ihre ausstrahlende Freude am heiligen Priestertum und weiden Sie uns, Ihre Schafe und Lämmer, auch weiterhin so verantwortungsvoll wie bisher. Denn darin wird ja Ihre eigene große Liebe zum „Guten Hirten“ fruchtbar, der Sie zum Priestertum berufen hat. Ad multos annos, lieber Herr Pater Bücker.