
Die Priesterbruderschaft St. Pius X. betreibt im deutschsprachigen Raum mehrere Schulen für alle Altersgruppen und Bildungsstufen. Im bayrischen Memmingen gibt es einen Kindergarten und eine Grundschule. Pater Maas, der dafür verantwortlich ist, möchte hier “fröhliche, selbstbestimmte und gläubige Persönlichkeiten” heranbilden. Im Gespräch berichtet er von den Herausforderungen und dem Nutzen für Schüler und Eltern.
Sehr geehrter Pater Maas, seit einigen Tagen sind auch in Bayern die Sommerferien zu Ende. In der Nähe der Kirche St. Josef in Memmingen betreiben Sie auch eine Grundschule und einen Kindergarten. Welche Erwartungen haben Sie an das neue Schuljahr?
Lassen Sie mich darauf so antworten. Wir benötigen für das Gelingen unserer Schule drei Dinge: Die richtige Atmosphäre, damit unsere Kinder gut lernen und sich entwickeln können, die notwendige Disziplin, damit wir die Zeit und die Mittel gut nutzen und keine Kräfte verschwenden. Und außerdem bedürfen wir den Sinn für die Realität, in der wir leben. Sofern diese drei Bedingungen erfüllt werden, können wir von diesem Schuljahr alles erwarten, was unsere Kinder brauchen, um fröhliche, selbstbestimmte und gläubige Persönlichkeiten zu werden.
Die Schulen nehmen für die Priesterbruderschaft St. Pius X. einen besonders hohen Stellenwert in ihrem Wirken ein – warum ist das so?
Zur religiösen Erziehung gehört nicht nur das Lernen der Glaubenswahrheiten, sondern auch eine weitumfassende Bildung des Verstandes und die Heranbildung eines festen Charakters. Die katholische Kirche braucht überzeugte junge Menschen, die mithilfe ihres Verstandes und Willens ihr Leben gemäß dem Plane Gottes meistern und so zur Sendung der Kirche beitragen.
Wie viele Kinder wurden dieses Jahr bei Ihnen eingeschult?
In diesem Schuljahr haben wir sechs neue Kinder in der ersten Klasse und einen Quereinsteiger in der zweiten Klasse. Somit zählt unsere Schule 26 Schülerinnen und Schüler. Mit dem Kindergarten zusammen besuchen nun 38 Kinder unsere Einrichtung.
Was ist das Besondere an Ihrer Schule oder: Warum sollten Eltern ihre Kinder zu Ihnen schicken?
Eltern sollten ihre Kinder zu uns an die Schule schicken, weil in unserer Schule die familiäre Umgebung, die erforderliche Disziplin und der Sinn für die Wirklichkeit Hand in Hand gehen mit der religiösen Erziehung. In unserer Schule leben und erleben die Kinder das, was ihr katholischer Glaube sie lehrt. Diese Harmonie ist absolut notwendig, damit ein Kind spannungsfrei und unbelastet Kind sein und heranreifen kann. Das wiederum ist notwendig, um eine gesunde Psyche und ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen.
Welche Angebote machen Sie Schülern und Eltern über den Unterricht hinaus?
Da kommen wir auf einen unserer Hauptvorzüge zu sprechen. Unsere Schule ist nicht isoliert existent, sondern eng verbunden mit unserer Kirchengemeinde St. Joseph. Die Freizeitaktivitäten und Fortbildungsangebote der Gemeinde bieten den Schülern und Eltern die Möglichkeit im Alltag in demselben Geist weiterzumachen, den wir in der Schule vermitteln. So gibt es übergreifend Fortbildungen zu verschiedensten Themen und unterschiedliche Angebote in den Ferien und an den Wochenenden. Wir haben z.B. den Eucharistischen Kreuzzug der Kinder im Grundschulalter, die Aloysiusgruppe für die Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 16 Jahren, eine sehr wichtige Gruppe. Dann die Katholische Jugendbewegung, Eheseminare, Erzieherschulungen, Schulungen zum Umgang mit den Medien usw. Seit diesem Jahr organisieren wir ein großes überregionales Ministrantentreffen, letzte Woche gab es ein gemütliches Lagerfeuer, bald der Seniorennachmittag. Es gibt einen Studienkreis, die regelmäßigen Vorträge für die Dritt-Ordens-Mitglieder. Bei uns ist einfach immer etwas los.
Erhalten die Kinder auch inhaltlich das nötige Rüstzeug, um beispielsweise später aufs Gymnasium überzutreten?
Die Lehrer an unserer Schule sind staatlich geprüfte und ausgebildete Lehrpersonen und unterrichten nach dem vom bayrischen Staat für Schulen vorgegebenen Lehrplan. Durch die kleinen Klassengrößen, das freundliche Schulhaus und die intensive Zusammenarbeit mit dem Elternhaus gelingt es uns seit vielen Jahren die Talente und Begabungen der Kinder zu fördern. Des Weiteren finden jedes Jahr zentral gestellte Prüfungen in den Fächern Mathe und Deutsch für die Jahrgansstufen 2-4 statt, die der Schule und den Lehrern einen landeweiten Vergleich bieten und so eine Evaluation zulassen. Wir durften uns dabei jedes Jahr über ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis unserer Kinder freuen.
Welche Herausforderungen erwarten Sie in den kommenden Monaten? (z.B. durch die explodierenden Energiepreise)
Die größte Herausforderung seit nunmehr zwei Jahren ist es einen kühlen Kopf zu bewahren. Das scheint mir auch die Herausforderung der nächsten Monate zu sein. Das Motto, nach dem ich seit Beginn der Corona-Krise und der nun sich immer mehr anbahnenden wirtschaftlichen Krise arbeite, heißt: Wir machen einfach weiter! Es nützt nichts zu jammern, zu lamentieren, zu schimpfen oder die Nerven zu verlieren. Das tun schon so viele. Wir machen einfach weiter, was wir unseren Kindern und Eltern schulden. Als Priester und als gläubige Katholiken schauen wir vor allem auf Gott. Was erwartet er heute, hier und jetzt von mir. Darum geht es. Morgen kann die Welt anders aussehen. Aber heute muss ich verantworten, was ich auch heute tun kann. Und das tun wir. Wir machen weiter, jeden Tag und morgen werden wir sehen, was das Richtige ist. Das bedeutet nicht, dass wir nicht mit Besorgnis in die Zukunft schauen, aber wir lassen uns nicht die Gegenwart durch die Prognosen von morgen trüben.