Ablenkung von den Grundlagen des Glaubens

27. November 2014
Quelle: Distrikt Deutschland

In den ersten Jahren der Entwicklung der Priesterbruderschaft St. Pius X. bezog sich Erzbischof Lefebvre, ihr Gründer, mehrfach auf die Botschaften Unserer Lieben Frau in La Salette oder in Fatima, um zu zeigen, dass die Mutter Gottes vor den Gefahren unserer Zeit gewarnt hatte, dass sie uns auf die Entchristlichung der Gesellschaft und selbst eines Teiles des Klerus hingewiesen hatte. Kurz nach den Bischofsweihen, anlässlich von Exerzitien, die er im Jahre 1989 predigte, wollte Erzbischof Lefebvre die Dinge präzisieren und vor dem Missbrauch dieser Vorhersagen warnen. Er erklärte, dass es gefährlich ist, seinen Glauben auf die Erscheinungen zu gründen, und machte deutlich, dass dies wie eine Krankheit sei, die sich in unseren Kreisen ausbreiten könnte.

„Einige fühlen sich verpflichtet, alle Erscheinungen zu beachten, selbst solche, die von der Kirche nicht offiziell anerkannt sind, ständig nehmen sie in ihrer Verkündigung darauf Bezug, es scheint, dass, wenn sie das nicht hätten, sie ziemliche Mühe hätten, ihre Verkündigung zu stützen. Das ist schade, weil es den Geist der Gläubigen ein wenig in die Irre leiten kann. Erscheinungen sind nur Ergänzungen, die der liebe Gott uns durch die Vermittlung der Allerseligsten Jungfrau schenkt, aber sie sollen nicht die Grundlage unserer Spiritualität sein, sie sollten nicht die Grundlage unseres Glaubens sein; auch ohne Erscheinungen wäre unser Glaube immer noch derselbe und die Grundlagen unseres Glaubens wären immer noch dieselben. Es ist also ein wenig gefährlich, wenn man den Eindruck erweckt, ohne die Erscheinungen könne man bei den aktuellen Schwierigkeiten im spirituellen Leben nicht bestehen. Das ist schade! Das ist gefährlich.

Und Sie wissen ja auch, bei den Erscheinungen, für die nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit eines Eingreifens der Muttergottes gilt, da gibt es eine Menge, eine Fülle von Botschaften, Nachrichten, unwahrscheinlichen Botschaften, unwahrscheinlichen Nachrichten, eine extravaganter als die andere. Ich möchte fast sagen: je extravaganter, desto eher wird daran geglaubt. Das ist sehr gefährlich, sehr gefährlich. Davon profitiert sicherlich der Dämon. Jedenfalls ist das ein Mittel für den Dämon, die Seelen fast von den Grundlagen des Glaubens abzulenken, sie so in einen Sentimentalismus hineinzuziehen, in eine Frömmigkeit, die nicht wirklich auf den Glauben gegründet ist, auf unseren Herrn. Ich persönlich war immer, ich habe mich wirklich bemüht, im Seminar immer wieder von neuem diese grundlegenden Prinzipien des Glaubens zu vermitteln und solche nur allzu gezwungene Vermittlung dieser verschiedenen Erscheinungen zu vermeiden.

Wenn man nach Fatima geht, wenn man nach Lourdes geht, wenn man eventuell und individuell in San Damiano oder in Garabandal betet, gut, La Salette, gut! Wenn man das aber zu so etwas wie einer Bedingung macht, wenn jemand nicht dorthin geht oder, was weiß ich, nicht dem folgt, was jemand gehört hat, oder einer Botschaft nicht folgt, welche jemand bei diesen Erscheinungen gehört hat, wenn man dann nicht mehr katholisch ist, nicht mehr christlich ist, wenn man diesen Worten nicht folgt, die von der Muttergottes durch jene Person, die dort war, sozusagen verkündet worden sind – dann wird das einfach unmöglich! Das geht so nicht! Durch Dinge dieser Art kann man sich nicht leiten lassen, das ist unmöglich! Man muss also sehr, sehr, sehr, sehr klug sein, und unglücklicherweise muss man sagen, dass diese Krankheit, wenn man es so sagen kann, sich in den traditionalistischen Kreisen ganz enorm ausbreitet. In Deutschland und in der deutschsprachigen Schweiz sogar vielleicht noch mehr. Ich weiß nicht, warum, ich weiß nicht, woran das liegt, ich weiß es nicht. In diesen Kreisen gibt es aber sicherlich eine verhältnismäßig größere Zahl von Menschen, welche alle diese Botschaften und alle diese anderen außergewöhnlichen Dinge annehmen.

Hüten wir uns also davor, uns allzu sehr darauf einzulassen und die Menschen davon abzulenken, sich so anzustrengen, wie es nötig ist, gestützt auf die traditionellen Grundsätze der Kirche. Wir müssen diese Überzeugung haben, und wir müssen die Menschen auch davon überzeugen, dass nämlich die Erneuerung der Gesellschaft, der einzelnen Menschen, der Familien nur durch unseren Herrn Jesus Christus kommt. Genau das ist der Grundsatz des hl. Pius X. Und deshalb ist das Patronat des hl. Pius X. uns so nützlich: instaurare omnia in Christo. Man muss nicht lange suchen; es ist auch unnötig, anderswo zu suchen; alles muss in Christus erneuert werden. Und wenn man Christus predigt, dann wird alles kommen, alles, alles, alles, bis in die letzten Konsequenzen hinein, bis zur Christianisierung der gesamten Gesellschaft. Das kommt durch unseren Herrn Jesus Christus. Je mehr wir unseren Herrn Jesus Christus predigen, desto mehr predigen wir seine Herrschaft, desto mehr predigen wir die Zugehörigkeit der Seelen zu unserem Herrn Jesus Christus, und desto mehr tun wir für die Heiligung der Menschen, die Heiligung der Familien und die Heiligung der Gesellschaften. Das ist klar! Da muss man gar nicht anderswo suchen.“

Erzbischof Lefebvre konnte umso freier über dieses Thema sprechen, als er ein großer Marienverehrer war und sich regelmäßig an die Orte begab, welche sie durch ihre Gegenwart gesegnet hatte. Schon die Familie Lefebvre nahm regelmäßig an Wallfahrten nach Lourdes teil, wo sein Bruder, René Lefebvre, als Krankenträger diente.