
Ein Interview des MITTEILUNGSBLATT mit Pater Schneider und Pater Merkle
Frage: Pater Schneider, nun ist der Don-Bosco-Schulverein seit 30 Jahren in Saarbrücken tätig. Die Schule liegt ganz im Westen, am Rande Deutschlands. Wie kam es zur Schulgründung dort vor 30 Jahren?
Pater Schneider: Unsere Schulen in Saarbrücken haben eine wechselvolle und zeitweise spannende Geschichte. Was es heute an Gebäuden und Schulstrukturen gibt, hat sich über fast drei Jahrzehnte hin entwickelt. Dabei ist die Geschichte der Grund- und Realschule ganz eng mit dem Saarbrücker Priorat St. Maria zu den Engeln verbunden.
Pater Schmidberger war es, der 1990 den Gedanken aufbrachte, in dem sehr kinderreichen Priorat eine Schulgründung vorzunehmen. Diese Idee ließ der damalige Prior, Pater Peter Lang, reifen, und mit tatkräftiger Unterstützung von Herrn Felix Adamski, einem passionierten Lehrer, und anderen Helfern wurde schließlich der Antrag zur Eröffnung einer Grundschule gestellt und bereits am Josephsfest 1991 genehmigt. Über 40 Schüler besuchten dann die noch sehr beengten Not-Schulräume im Prioratsgebäude. 1993 erhielt Pater Lang nach zähem Ringen die Erlaubnis, eine Sekundarschule zu eröffnen, mit der Bedingung, geeignete Schulräume zu finden. Die Vorsehung führte die kleine Schulgemeinschaft zu einem ausgedehnten Schulgebäude auf dem Wackenberg, in unmittelbarer Nähe des Priorates.
Aber aufgrund der steigenden Schülerzahl – mittlerweile kamen Schüler auch aus anderen Bundesländern und der Schweiz – mietete man ein wesentlich größeres Gebäude in Alt-Saarbrücken. Einen festen Stamm aus Lehrern, Erziehern und zahlreichen Helfern aus dem Priorat konnte der unermüdliche Prior für seine Schule mit angeschlossenem Internat gewinnen. Größtenteils arbeiteten die Helfer ehrenamtlich, und die Opferbereitschaft der Gläubigen des Priorates war und ist beeindruckend und bis heute ungebrochen. Wenn in der Schule Not am Mann ist, finden sich immer noch Freiwillige, die mit Rat und Tat anpacken. Ohne das Priorat kann man die Geschichte der Schulen nicht verstehen.
Die Schülerzahl stieg in manchen Jahren bis über 110 an. 2004 übernahm Pater Firmin Udressy die Leitung der Schulen als Rektor, 2006 Pater Matthias Gaudron. Zwischenzeitlich hatte man ein endgültiges Domizil für beide Schulen im Ortsteil Fechingen gefunden, welches 2006 zunächst gemietet und 2009 gekauft wurde. Es bietet ausreichend Platz für die rund 80 Schüler und Schülerinnen mit großzügigem Außenbereich, Schulräumen, Turnhalle, großem Verwaltungsbereich und dem schönen und wohnlichen Internat.
Frage: Seit wann sind Sie hier an der Schule tätig? Was haben Sie alles in der Schule hier erlebt?
Pater Schneider: Nach fünfjährigem Wirken als Prior im Priorat St. Maria zu den Engeln ernannte man mich 2009 zum Rektor.
Beeindruckt war und bin ich über viele Angestellte der Schulen, die seit Jahren mit Herzblut und übernatürlichem Eifer hier tätig sind. Der selbstlose Einsatz zahlreicher Mitarbeiter ist mit Geld nicht aufzuwiegen.
Durch Falschdarstellungen und Verleumdungen in den Medien kam es zeitweise zu gemeinen Vorwürfen gegen die Schulen. 2012 bis 2015 kam es sogar zur vorübergehenden Schließung des Internates.
Doch das zähe Durchhalten der „Saarbrigger“, das Gottvertrauen und der Wille, professionell und transparent zu arbeiten und offen den Behörden entgegenzukommen, brachte uns 2015 die Neueröffnung des Internates mit neuen Zimmern und neuer Personalbesetzung, besonders dem neuen Internatsleiter, Herrn Uwe Bibow.
Seitdem wir uns auch vor Ort im Dorf durch Konzertaufführungen oder Arbeitseinsätze einbringen, ist die Schule ein integrierter Bestandteil des Gemeindewesens geworden. Zu den Behörden und Kommunalpolitikern besteht ein Verhältnis des Vertrauens und des Wohlwollens.
Frage: Wie hoch ist momentan die Zahl der Schüler?
Pater Schneider: In den letzten Jahren hat sich die Schülerzahl bei ca. 80 Schülern eingependelt. Wegen der großzügigen Schulräume haben wir nach oben noch Luft. Unser Internat hat mit der aktuellen Betriebserlaubnis eine Kapazität von 34 genehmigten Plätzen. Die Grundschule wird von Mädchen und Jungs besucht, wohingegen die Realschule eine reine Jungenschule ist.
Frage: Pater Merkle, Sie sind nun seit etwas mehr als einem Jahr an der Schule in Saarbrücken? Wie kam es dazu?
Pater Merkle: Nach meiner Priesterweihe im Jahr 2017 wurde ich ins Priorat nach München ernannt und betreute die Gemeinde Kolbermoor bei Rosenheim. Anfang des Jahres 2019 fragte mich der damalige Distriktobere Pater Firmin Udressy, ob ich ein Studium in Richtung Erzieher bzw. Soziale Arbeit machen möchte, und ich begann dann dieses Studium im Juni 2019. So war für mich klar, dass ich irgendwann einmal in diesem Bereich priesterlich tätig sein werde. Jedoch ging es dann schneller als gedacht. Denn schon im Juli erfuhr ich von meiner Versetzung an die Schule nach Saarbrücken.
Frage: Was war Ihr erster Eindruck?
Pater Merkle: Die Schule kannte ich aus meiner Zeit als Zivildienstleistender im Jahr 2011. Damals standen noch Container für die Grundschule hinter dem Internatsgebäude und die Kapelle war im Internatsgebäude untergebracht. Als ich 2019 ankam, war die Grundschule mit dem Speisesaal im Erdgeschoss fertig und das ganze Gelände machte einen schönen Gesamteindruck.
Zwei Dinge haben mich besonders gefreut: die wunderbare Kapelle, die zwar klein, aber fein ist, und der Fußballplatz. Es sind zwei Orte, an denen ich oft bin. Diese zwei Orte zeigen auch zwei wichtige Elemente der Pädagogik des hl. Don Bosco: den Glauben und die gute Erholung in der Freizeit für die Schüler neben dem Lernen in der Schule. So pflegen wir Priester und Erzieher mit den Schülern das religiöse Leben, verbringen aber auch die Freizeit mit ihnen.
Frage: Was ist Ihre Aufgabe?
Pater Merkle: Schwerpunktmäßig bin ich als Erzieher im Internat tätig. Dabei unterstützte ich den Internatsleiter, Herrn Bibow, in seiner Arbeit als Internatsleiter. Zudem nimmt mich das Fernstudium für Soziale Arbeit ziemlich in Anspruch, das noch ca. zwei Jahre dauert.
In der Schule unterrichte ich Religion in der 5. Klasse. Seit diesem Schuljahr haben wir eine einheitliche Schulkleidung für die Realschüler eingeführt, um die ich mich kümmere.
Frage: Was zeichnet die Schule und das Internat aus?
Pater Merkle: Ein besonderes Merkmal ist sicher die familiäre Atmosphäre, die hier herrscht. Im Internat sind derzeit 24 Jungs, und so gibt es einen intensiven Kontakt zwischen den Erziehern und den Schülern.
Was unsere Schule besonders auszeichnet, lässt sich gut an den vier Säulen bzw. Leitprinzipien unserer Einrichtung zeigen: Glauben, Erziehen, Bilden und Leben.
Der Glaube gehört zum Alltag an unserer Schule, das ist selbstverständlich. Deshalb haben wir regelmäßige Gebetszeiten, die den ganzen Alltag durchdringen und auf Gott ausrichten. Wir leiten die Jungs zu einem Glaubensleben mit regelmäßigem Sakramentenempfang an und stehen ihnen bei Fragen und Problemen zur Seite.
In der Erziehung halten wir uns an die Prinzipien Don Boscos. Durch eine persönliche Leitung und klare Prinzipien wollen wir die Jungs erziehen. Kleinere Aufgaben, die die Jungs übernehmen, sollen sie zu eigenverantwortlichem Handeln anleiten. Für die Freizeit bieten wir viele verschiedene Möglichkeiten. Mit P. Steinle kann man so manches Abenteuer mit Kanu und Kajak erleben. Mindestens einmal im Jahr organisiert er für alle Jungs des Internats einen Ausflug auf einem Fluss und unter dem Jahr unternimmt er Ausflüge mit kleinen Gruppen. Handwerklich Interessierte können in der Kart- und Holzwerkstatt einiges lernen und erleben. Die Pfadfindergruppe, die von Bruder Modestus geleitet wird, trifft sich regelmäßig und macht etwas im nahegelegenen Wald. Auf dem Gelände selbst gibt es einen Fußballplatz und seit neuestem auch ein Beachvolleyballfeld sowie eine Turnhalle bei schlechtem Wetter. Sodann wird unter anderem Bogenschießen und Schach angeboten, ein Tischkicker und eine Tischtennisplatte stehen immer bereit.
Unter dem Aspekt der Bildung findet sich nicht nur die schulische Bildung und Wissensvermittlung. Hier fördern wir die Talente der Jungs, sowohl handwerklich als auch musikalisch. Es gibt die Möglichkeit für Klavier- und Orgelunterricht, einige Kinder lernen auch Trompete oder Flöte. So spielt zu festlichen Anlässen immer eine kleine Bläsergruppe und auch einige andere Instrumente sind im Einsatz. Daneben bemüht sich unser Musiklehrer sehr um den Gesang. Ein Chor für die jüngeren Schüler sowie das Männerensemble stehen unter seiner Leitung und umrahmen viele unserer Feiern.
So wollen wir die Jungs für ihr Leben prägen und vorbereiten. Der enge Kontakt zu Priestern sowie gute Freundschaften zu gleichgesinnten Jugendlichen sollen ihnen Halt und Stütze geben, auch nach der Schule. Hier stellt insbesondere die KJB ein wichtiges Bindeglied dar. Deshalb hat P. Schneider eine KJB-Gruppe an der Schule begründet, die für die Schüler der 9. und 10. Klasse offensteht. Dadurch finden die Jugendlichen einen guten Übergang zur KJB-Gruppe in ihrer Heimatgemeinde.
Frage: Was sind Ihre Erwartungen für die Zukunft? Welche persönlichen Herausforderungen gibt es?
Pater Merkle: Ein erstes Ziel ist der Abschluss meines Studiums, um mich dann voll und ganz der Erziehung der Jungs und der Arbeit an der Schule widmen zu können.
Mein „Traum“ für die Schule und das Internat ist es, Jungs zu erziehen, die mit beiden Beinen in der Welt stehen und mit den Herausforderungen umgehen können, deren Glaube für sie eine Freude und etwas Selbstverständliches ist, das zu ihrem Alltag gehört. Für dieses Ziel möchte ich hier im Internat einen guten Nährboden schaffen, damit die Jungs nach ihren persönlichen Fähigkeiten und Talenten dieses Ziel erreichen können.
Hierfür können wir natürlich nur die Grundlage legen, da die Jungs die Schule mit ungefähr 16 Jahren verlassen und wir die Arbeit der Eltern nur ergänzen und nicht ersetzen können.
Frage: Herr Pater Schneider, welche Abschlüsse sind möglich?
Pater Schneider: Die Schüler der ERS Herz Jesu können bei uns den Hauptschul- bzw. Realschulabschluss machen. Schulgeld wird nicht erhoben, nur für die Betreuung am Nachmittag entstehen Kosten. Für den Internatsbesuch wird Pensionsgeld gefordert. (Bafög)
Frage: Was wünschen Sie sich?
Pater Schneider: Seit wir eine feste Bleibe hier in Fechingen haben, die Umbauten nach Jahren abgeschlossen sind, kann man ruhig und professionell an der Erziehung und Bildung der Schüler arbeiten. Zurzeit sind wir noch auf der Suche nach Verstärkung unseres Lehrerkollegiums. Ein Sport- und Fremdsprachenlehrer wird gesucht.
Eine christliche Erziehung und Formung zu gewährleisten ist unsere Aufgabe und Berufung. Dazu vertrauen uns viele Eltern ihre Kinder an. Eine gute Zusammenarbeit und ein gutes Miteinander mit den Eltern und Behörden, auch auf lange Sicht, ist mein Wunsch für die Zukunft.
Auf unserer Internetseite erhalten Sie einen Einblick in unsere Arbeit.